Nobelpreisträger Andre Geim:With a Little Help from My Hamster

Der niederländische Physiker Andre Geim ist der erste Wissenschaftler, der den Nobel- und den Anti-Nobelpreis erhalten hat. Der Mann macht nicht nur Materie zweidimensional, er lässt auch Frösche schweben.

Markus C. Schulte von Drach

Andre Geim hat nicht zum ersten Mal einen weltweit bekannten Forscherpreis gewonnen. Zehn Jahre, bevor ihn die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet hat, gehörte er zu den Gewinnern des Ignobel-Preises für Physik.

Flying Frog Fliegender Frosch Andre Geim

Ein Frosch schwebt in einem Magnetfeld. Für dieses Experiment hat Andre Geim 2000 den Ignobel-Preis für Physik erhalten.

(Foto: Lijnis Nelemans/High Field Magnet Laboratory, Radboud University Nijmegen, gemäß GNU-Lizenz)

Zwar bedeutet ignobel eigentlich unwürdig, schmachvoll oder schändlich. Eigentlich geht es jedoch eher um skurrile Forschungen, oder solche, deren Sinn sich nur mit Mühe erschließt.

Nicht jeder Wissenschaftler, der für seine Experimente von der Jury der Harvard University in Cambridge, USA, ausgezeichnet wird, fühlt sich geehrt. Während manche den Ignobel-Preis mit Humor akzeptieren, reisen andere zur Preisvergabe gar nicht erst an.

Dass der diesjährige Physik-Nobelpreisträger Andre Geim keinen Humor hat, ist unwahrscheinlich. Während seine Forschungsergebnisse sehr, sehr ernst genommen werden müssen, nimmt er seine Arbeit offenbar nicht immer ernst.

Den Anti-Nobel-Preis erhielt er 2000 für ein Experiment, in dessen Verlauf er einen Frosch zum Schweben brachte. (Video) Mit Hilfe extrem starker Magnetfelder magnetisierte er die Amphibie - es handelt sich bei diesem Vorgang um einen "induzierten Diamagnetismus".

In entsprechend starken Magnetfeldern wurden der Frosch und andere Objekte wie Wassertropfen oder Haselnüsse nach oben gezogen. War die Kraft genauso groß wie die Anziehungskraft der Erde, so blieben die lebenden oder toten Objekte in der Schwebe.

Auch Menschen könne man im Prinzip auf diese Weise schweben lassen, erklärte Michael Berry von der University of Bristol, Großbritannien, der den Ignobel gemeinsam mit Geim für ihre Studie "Of flying frogs and levitrons" im European Journal of Physics (1997) erhalten hat. Das Magnetfeld müsste nicht stärker sein, doch es müsste das erheblich größere Volumen einer Person ausfüllen, und das ist bisher noch nicht gelungen. "Ich habe keinen Grund zu glauben, dass eine solche Levitation eine schädliche oder schmerzhafte Erfahrung wäre, aber sicher kann man da nicht sein", so Berry. "Aber auf jeden Fall würde ich mich sofort als Freiwilliger für die erste Levitation melden."

Für Geims Humor spricht auch, dass er 2001 einen Artikel in einer Fachzeitschrift gemeinsam mit einem nicht-menschlichen Ko-Autor veröffentlicht hat. "Detection of earth rotation with a diamagnetically levitating gyroscope", heißt die im Fachmagazin Physica B veröffentlichte Arbeit. Die Autoren verantwortlich sind A.K. Geim und H. A. M. S. ter Tisha.

Welche Rolle mag Geims Hamster Tisha bei den Experimenten im High Field Magnet Laboratory der Radboud University Nijmegen gespielt haben? Eine Ähnliche wie der Frosch? Der hatte es nicht bis zum Ko-Autor gebracht. Vielleicht war es ja zu unüberwindbaren Meinungsunterschieden zwischen ihm und Geim über die Physik der Levitation gekommen.

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