Nichtraucherschutz:Weniger Lungenkrebs

Der Schutz vor Passivrauchen zeigt Wirkung. Die Zahl der Todesfälle durch Lungenkrebs ist durch die Gesetze zum Nichtraucherschutz deutlich zurückgegangen.

Immer weniger Menschen sterben in Deutschland wegen Passivrauchens an Lungenkrebs. Das zeigen Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in einer Studie im International Journal of Public Health. Auch das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg bestätigt diesen Trend. "In den letzten 20 Jahren ist die Passivrauchbelastung in Deutschland deutlich zurückgegangen", sagt Krebspräventions-Expertin Ute Mons. Grund dafür seien neben der stetig sinkenden Zahl an Rauchern die Nichtraucherschutzgesetze von 2007/2008. Sie waren Basis für das Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen sowie in Restaurants. Aus Sicht der Expertin waren die vor zehn Jahren teils hitzig diskutierten Verbote rückblickend ein voller Erfolg. "Wir haben einen gewissen Übersprungseffekt beobachtet: Auch zu Hause nehmen Raucher mittlerweile mehr Rücksicht auf Familienmitglieder", sagt Mons. Diese seien deshalb seltener giftigem Rauch ausgeliefert.

Die Forscher des Hamburger UKE haben dazu jetzt Zahlen vorgelegt. Sie verglichen Daten von 2012 über Menschen, die an Lungenkrebs starben, mit den Zahlen aus einer Studie von 1994. "Nach unseren Schätzungen sind pro Jahr 167 Lungenkrebstodesfälle auf Passivrauchen zurückzuführen", sagt Studienleiter Heiko Becher. "Diese Zahl ist im Vergleich zum Jahr 1994 deutlich gesunken, damals waren es 400." Im Jahr 2012 sind der Studie zufolge in Deutschland etwa 47 000 Menschen an Lungenkrebs gestorben, darunter etwa 6000 Nichtraucher. Nach den Daten der Hamburger Wissenschaftler sind 7,6 Prozent der männlichen und 4,7 Prozent der weiblichen Lungenkrebs-Todesfälle bei den Nichtrauchern auf Passivrauch zurückzuführen. Insgesamt seien im Jahr 2012 ein Viertel der nichtrauchenden Frauen und etwa 40 Prozent der nichtrauchenden Männer Passivrauch ausgesetzt gewesen.

"Passivrauchen ist vor allem in Innenräumen ein großes Problem", sagt Mons. Viel gefährlicher noch als Qualm aus den Mündern der Raucher sei der Nebenstromrauch, der beim Glimmen einer Zigarette entstehe. "Er enthält aufgrund der im Vergleich zum Ziehen einer Zigarette niedrigeren Verbrennungstemperatur deutlich mehr Schadstoffe." Je kleiner die Räume seien, desto schlimmer die Belastung. "Am höchsten ist sie natürlich beim Rauchen im geschlossenen Auto." Bis zu doppelt so hoch könne das Krebsrisiko eines Passivrauchers sein, wenn beispielsweise der Partner stark rauche, sagt Mons. Zum Vergleich: Das Risiko von Rauchern, an Lungenkrebs zu erkranken, ist etwa 20-mal so hoch wie bei Nichtrauchern.

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