Neurobiologie:Scheu und überempfindlich

Neurobiologie: Laufwege im Gehege: Normale Mäuse (links) bewegten sich ohne Scheu auf der gesamten Fläche. Artgenossen mit Genveränderungen, die mit Autismus in Zusammenhang gebracht werden, dagegen kaum. Abbildung: L.Orefice et al/Cell 2016

Laufwege im Gehege: Normale Mäuse (links) bewegten sich ohne Scheu auf der gesamten Fläche. Artgenossen mit Genveränderungen, die mit Autismus in Zusammenhang gebracht werden, dagegen kaum. Abbildung: L.Orefice et al/Cell 2016

Bei Autisten ist womöglich der Tastsinn gestört, so legt eine Studie an genveränderten Mäusen nahe.

Von Astrid Viciano

Menschen mit Autismus reagieren oft sehr empfindlich auf Berührung. Warum das so ist, hat ein Team um den Neurobiologen David Ginty von der Harvard Medical School an Mäusen untersucht. Dafür entfernten die Forscher zunächst jene Gene in den Nervenbahnen der Tiere, die bei verschiedenen autistischen Erkrankungen verändert sind.

Das Gehirn der Nager ließen sie dabei unbeschädigt, um die direkten Auswirkungen der Genveränderungen auf den Tastsinn der Mäuse zu prüfen. Ginty und Kollegen stellten fest, dass es den genmutierten Nagern schwerfiel, raue von weichen Oberflächen zu unterscheiden. Gleichzeitig verunsicherten leichte Berührungen sie mehr als normale Mäuse. Und sie hatten mehr Angst, sich in ihrem Gehege frei zu bewegen.

Diese Scheu, so vermuten die Forscher im Fachblatt Cell, könnte zusätzlich zu kognitiven Defiziten führen. Wissen sie doch bereits aus Studien in Kinderheimen, dass fehlender Körperkontakt und mangelnde soziale Interaktion oft zu einem verminderten Intelligenzquotienten führen.

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