Neurobiologie:Manipulierte Mäuseträume

Per Hirnelektrode können Forscher schlafenden Mäusen falsche Erinnerungen ins Gedächtnis schreiben. Das Experiment macht sich zunutze, dass auch Mäuse träumen - von den Labyrinthen, die sie tagsüber durchstreifen.

Von Hanno Charisius

Neurobiologen ist es gelungen, schlafenden Mäusen falsche Erinnerungen einzuprägen. Den Tieren wurden positive Gefühle in Zusammenhang mit einem Platz in ihrem Käfig ins Gedächtnis geschrieben. Als sie aufwachten, liefen sie häufiger zu dieser Stelle als Tiere, deren Gedächtnis nicht manipuliert worden war.

Der französische Hirnforscher Karim Benchenane und sein Team machten sich in ihrem Experiment zunutze, dass auch Mäuse träumen. Im Traum laufen sie zum Beispiel wieder durch die Labyrinthe, in denen sie kurz zuvor im Wachzustand nach Futter gesucht haben. Per Hirn-Elektrode konnten die Forscher erkennen, an welchem Ort sich das Tier in seinem Traum gerade befand.

Kam die träumende Maus an den Platz, der positiv besetzt werden sollte, stimulierten die Wissenschaftler mittels einer zweiten Elektrode das sogenannte Belohnungszentrum im Gehirn, das immer dann aktiv wird, wenn Säugetiere eine erfreuliche Erfahrung machen. Nach dem Aufwachen seien die Tiere direkt zu dem entsprechenden Platz gelaufen, sagt Benchenane.

Der Versuch bestätige noch einmal die Funktionsweise spezialisierter Navigationszellen im Gehirn von Säugetieren, schreiben die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des Journals Nature Neuroscience. Für die Entdeckung dieser Zellen war im vergangenen Jahr der Nobelpreis für Medizin vergeben worden. Außerdem zeigte der Versuch deutlich, das räumliche und emotionale Informationen im Gehirn an unterschiedlichen Orten aber nicht unabhängig voneinander abgespeichert werden.

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