Neuregelung der Käfighaltung:Aufruhr im Hühnerstall

Wie lange dürfen Legehennen noch im Käfig gehalten werden? Der Bundesrat stimmt an diesem Freitag über einen Kompromissvorschlag ab. Danach soll die Käfighaltung spätestens 2025 verboten werden - zehn Jahre früher als bisher geplant. Geflügelzüchter und der Bauernverband laufen Sturm.

Daniela Kuhr

Die Frage nach der Henne und dem Ei beschäftigt die Menschen schon lange. An diesem Freitag ist sie ein Fall für den Bundesrat. Allerdings interessiert die Ländervertretung weniger, was zuerst da war, als vielmehr die Frage: Wie lange dürfen Legehennen noch in Käfigen gehalten werden - und somit Eier noch aus Käfighaltung stammen?

Legehennen im Käfig

Die Käfighaltung in Deutschland soll spätestens 2025 verboten werden, Geflügelzüchter und der Bauernverband drohen dagegen zu klagen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Dabei sollte vielleicht eines klargestellt werden: Unter "Käfigen" sind längst nicht mehr die umstrittenen Legebatterien zu verstehen. Sie wurden in Deutschland bereits 2009 abgeschafft. Seither aber spazieren nicht etwa alle Hühner fröhlich auf Wiesen oder Stallböden umher. Stattdessen haben viele Eierproduzenten umgerüstet auf sogenannte Kleingruppenhaltung, die tiergerechter sein soll als der alte Käfig. Beispielsweise hat darin jedes Huhn 890 Quadratzentimeter Platz - statt der früheren 550 Quadratzentimeter. Zudem lobt die Geflügelbranche die "vielfältigen Betätigungs- und Rückzugsmöglichkeiten".

Tierschützer dagegen sagen: Käfig ist Käfig - und alles eine Qual für die Tiere. Ginge es nach ihnen, wäre sofort Schluss damit. Die Bundesregierung dagegen will die Kleingruppe noch bis 2035 erlauben. Das allerdings hatte der Bundesrat bereits im vergangenen Jahr abgelehnt.

Fest steht daher nur: Es muss eine neue Regelung her. Denn das Bundesverfassungsgericht hatte die derzeitigen Vorschriften zur Käfighaltung im Oktober 2010 aus formalen Gründen gekippt und nur noch bis Ende März 2012 zugelassen. Damit nun nicht von April an jedes Bundesland selbst entscheiden muss, was erlaubt ist und was nicht, haben das CDU-geführte niedersächsische und das Grün-geführte rheinland-pfälzische Agrarministerium gemeinsam einen Kompromiss erarbeitet: Danach soll die Kleingruppen-Käfighaltung in Deutschland allerspätestens 2025 verboten werden.

Bauernverband bezeichnet Vorschlag als "inakzeptabel"

Von 2026 an gäbe es nur noch Freiland-, Boden- und Ökohaltung. Mit dem Vorschlag trage man beiden Seiten Rechnung, sagt Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann (CDU) - sowohl den Interessen des Tierschutzes als auch den Interessen der Tierhalter, die ihre Ställe im Vertrauen auf die Gültigkeit der bisherigen Vorschriften errichtet hätten.

Das aber sehen die Geflügelzüchter und der Bauernverband anders. Sie laufen Sturm gegen die Gesetzesinitiative. Schließlich habe man Millionen in die Kleingruppen-Volieren investiert. Der Vorschlag sei "inakzeptabel", heißt es beim Bauernverband. Zumal das Verfassungsgericht die "Tierschutzgerechtheit der Kleingruppenhaltung" nie in Frage gestellt habe. Der Verband verweist darauf, dass in einigen EU-Ländern immer noch Legebatterien existierten, obwohl diese seit Januar EU-weit verboten sind.

Vor diesem Hintergrund halten die Bauern die ganze Diskussion für absurd. Niedersachsens Geflügelzüchter kündigten an, das Land auf 50 Millionen Euro Schadenersatz zu verklagen, sollte tatsächlich das Ende der Kleingruppen-Haltung beschlossen werden. Ob die Lobbyisten mit ihren Bedenken durchdringen, wird sich an diesem Freitag bei der Abstimmung im Bundesrat zeigen.

Der Verbraucher jedenfalls hat bereits entschieden: Wo immer er die Wahl hat, greift er zu Eiern aus Boden-, Freiland- oder Ökohaltung. Eier mit einer aufgedruckten 3, die für Käfighaltung steht, sind mangels Nachfrage aus den Regalen der Supermärkte so gut wie verschwunden. Verzehrt werden sie allerdings trotzdem noch: verarbeitet in Kuchen, Keksen, Nudeln und ähnlichen Produkten - also da, wo es keiner merkt.

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