Neues vom Mond:100 Mal feuchter als gedacht

Bilder vom Mond zeigen staubtrockene Kraterwüsten. Doch tatsächlich scheint es auf dem Erdtrabanten erheblich mehr Wasser zu geben, als bislang angenommen. Würde es reichen, um eine Mondbasis zu versorgen?

Nach der Meldung über einen Ur-Ozean auf dem Mars berichten Forscher nun, dass auch der Mond vermutlich mindestens 100 Mal mehr Wasser enthielt als bisher vermutet.

Kinderdienst: Auf dem Mond gibt es mehr Wasser als gedacht

Der US-amerikanische Astronaut Harrison Schmitt sammelt 1972 auf dem Mond Gesteinsproben. Solche Proben enthalten offenbar mehr Wasser als bislang angenommen.

(Foto: Nasa Johnson Space Center/ddp)

"Für mehr als 40 Jahre haben wir gedacht, der Mond sei trocken", erklärte Francis McCubbin von der Carnegie Institution in Washington. Doch nun zeigen die Analysen von Mondgestein, dass dem offenbar nicht so ist.

Mit einer höchst empfindlichen Methode - der sogenannten Sekundärionen-Massenspektrometrie (SIMS) - untersuchten die Forscher zwei Gesteinsproben: ein Felsstück, das die Besatzung der Apollo-14-Mission zurück zur Erde gebracht hatte, und einen vom Mond stammenden Meteoriten, der in Afrika entdeckt wurde. Dabei analysierten sie das Mineral Apatit auf Hydroxyl (HO).

Bislang ging man davon aus, dass der Wassergehalt in Mondgestein unter einem Teilchen pro Milliarde (ppb) liegt. Im Fachmagazin PNAS berichten die Forscher nun, dass der Wassergehalt offenbar mindestens um das Hundertfache höher liegt. Möglicherweise erreicht er sogar fünf Teilchen pro Million (ppm).

Frühere Untersuchungen hatten bereits darauf hingewiesen, dass Wasser- und Hydroxylmoleküle auf großen Bereichen der Mondoberfläche vorkommen. Ende 2009 hatten Forscher dann die Existenz von Wassereis in polnahen Mondkratern nachgewiesen, in die niemals wärmendes Sonnenlicht gelangt.

Die Erkenntnis könnte Folgen für die Erforschung des Erdtrabanten haben. Denn Wasser, das bereits auf dem Mond vorhanden ist, könnte die Planung künftiger Missionen wie etwa einer bemannten Station wesentlich vereinfachen - falls es größere Vorräte gäbe.

Uwe Reimold vom Berliner Museum für Naturkunde bewertet den hohen Hydroxylgehalt in dem Mondgestein zwar als erstaunlich. Die Studie beruhe aber auf der Analyse von lediglich zwei Proben, mahnt der Mineraloge. "Das genügt noch nicht, um daraus auf den Wasserhaushalt des Mondes hochzurechnen", sagt er. "Um zu bestimmen, wie viel Wasser es auf dem Mond gibt, muss man mehr Proben untersuchen."

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Hydroxyl noch aus der Frühzeit des Mondes stammt. Der Mond ist vermutlich vor etwa 4,5 Milliarden Jahren entstanden, als ein Himmelkörper von der Größe des Mars die Erde traf. Das beim Aufprall herausgeschleuderte Material verschmolz zum Erdbegleiter. Durch die enorme Hitze des Aufpralls, so die Annahme, verflüchtigte sich fast sämtliches Wasser ins All.

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