Neuer Stammbaum:Spatz und Papagei auf einem Ast

Anhand der Gene haben Biologen den Stammbaum der Vögel neu aufgestellt. Er bietet einige Überraschungen. So ist der Kuckuck näher mit den Pinguinen verwandt als mit den Singvögeln.

Constanze Böttcher

Vogelkundler müssen wahrscheinlich ihre Bücher umschreiben. Eine neue Studie amerikanischer Wissenschaftler rückt den bisher gültigen Stammbaum der Vögel zurecht. Dort sind einige Arten mit sehr ähnlichem Aussehen neuerdings auf weit entfernten Ästen zu finden, während sehr unterschiedliche Vögel nahe Verwandte sind, schreiben die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Magazins Science (Bd.320, S.1763, 2008).

Neuer Stammbaum: Die Gene zeigen es: Der Papagei darf neuerdings den Spatz zu seinen Cousins zählen.

Die Gene zeigen es: Der Papagei darf neuerdings den Spatz zu seinen Cousins zählen.

(Foto: Foto: dpa)

So sind die kunterbunten Kolibiris zum Beispiel Cousins der Nachtschwalben. Die Ergebnisse legen zudem die Vermutung nahe, dass die Vögel das Fliegen im Laufe der Evolution mehrmals unabhängig voneinander erfunden haben.

Um den Stammbaum der Vögel neu zu sortieren, haben die Wissenschaftler 19 verschiedene Abschnitte im Erbgut von 169 Vogelarten untersucht. Anhand dieser Daten konnten sie feststellen, wie eng verwandt einzelne Vogelgruppen sind.

Demnach lassen sich die untersuchten Vögel grob in Wasser-, Ufer- und Landvögel unterteilen.

Schon bei den Landvögeln fanden die Forscher Überraschungen. So sitzen Sperlingsvögel, zu denen mehr als die Hälfte aller Vogelarten und vor allem die Singvögel gehören, im Stammbaum gleich neben den Papageien. In direkter Nachbarschaft finden sich auch die Falken. Diese wiederum sind mit anderen Greifvögeln wie Habicht und Adlern nicht eng verwandt.

Körpermerkmale und Verhaltensweisen, mit denen sich Vögel ihrer Umwelt anpassen, hat die Evolution nach Ansicht der Forscher mehrmals erfunden. Etliche Vögel sind zum Beispiel vom Land ins Wasser umgezogen und umgekehrt. So gehören an Seen und Flüssen lebende Tiere wie Flamingos und Lappentaucher nicht in die Gruppe der Wasservögel, dafür aber die Störche, deren engste Verwandte die Pelikane sind.

Andererseits passt zum Beispiel der Kuckuck genetisch nicht zu den Landvögeln - er steht dem Pinguin näher als den Arten, denen er seine Eier unterschiebt.

Auch das Fliegen scheint mehrmals erfunden worden zu sein: Die flugfähigen Steißhühner, in Mittel- und Südamerika heimisch, haben sich aus Laufvögeln entwickelt, die sich niemals in die Luft erheben.

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