Neue Batterie:Die Luftnummer

Chemiker präsentieren eine Lithium-Luft-Batterie, die Elektroautos eine größere Reichweite verleihen soll. Doch viele Forscher halten die Technik für eine Sackgasse.

Von Robert Gast

Chemiker berichten von Fortschritten bei der Entwicklung der sogenannten Lithium-Luft-Batterie. Dieser Energiespeicher wird seit Jahrzehnten als mögliche Alternative zum weitverbreiteten Lithium-Ionen-Akku gehandelt. Theoretischen Berechnungen zufolge könnte er deutlich mehr Strom speichern als herkömmliche Batterien und Elektroautos so zu größerer Reichweite verhelfen. Bisher verstellten aber technische Schwächen den Weg zur Marktreife der Technologie. Einige dieser Hürden will ein Team um Tao Liu von der Universität Cambridge nun beseitigt haben, berichten die Forscher im Fachmagazin Science.

In Lithium-Luft-Akkus setzt angesaugter Sauerstoff eine chemische Reaktion in Gang, die Lithium-Ladungsträger von einer Elektrode zur anderen wandern lässt. Dabei entstehen winzige Kristalle, die mit der Zeit den porösen Pluspol der Batterie verstopfen und sie so mit jedem Ladezyklus schwächer werden lässt. Dieses Problem träte nicht auf, wenn man der Flüssigkeit zwischen den Elektroden etwas Lithiumsalz und Wasser hinzufüge und außerdem einen Pluspol mit größeren Poren verwende, schreiben die Autoren der Studie.

Ob die Lithium-Luft-Batterie damit herkömmliche Akkus überflügeln kann, erscheint fraglich. Viele Forscher halten die Technologie für eine Sackgasse. Und bisher hat der Prototyp aus Cambridge nur reinen Sauerstoff geatmet. Wie die Batterie auf andere Gase in der angesaugten Luft reagiert, ist noch unklar. Bisherige Versuche haben gezeigt, dass etwa CO₂ den Komponenten von Lithium-Luft-Akkus stark zusetzt. Es werde noch mindestens zehn Jahre dauern, bis die verbleibenden Probleme überwunden seien, räumen die Autoren ein.

© SZ vom 30.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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