Navigationssystem:Galileo droht Ausfall von drei Satelliten

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Nach der Trennung von der Sojus-Stufe sind die beiden Galileo-Satelliten auf falsche Bahnen geraten. (Foto: J. Huart/dpa)

Das geplante europäische Navigationssystem Galileo muss große Pannen bewältigen: Neben den beiden Satelliten, die auf falschen Umlaufbahnen um die Erde kreisen, sendet ein dritter seit Monaten nicht mehr. Die Fehler kommen den Steuerzahler teuer zu stehen.

Von Dieter Sürig, München

Es ist ein bisschen wie ein Déjà-vu: Wieder einmal ist etwas schiefgelaufen, wieder einmal gibt es Krisentreffen, wieder einmal gerät der Zeitplan für das europäische Satellitennavigationsprogramm Galileo ins Wanken. Vor einem Jahr hatte der Galileo-Hersteller OHB aus Bremen Probleme bei den Satellitentests, was zu weiteren Verzögerungen des ohnedies schon um Jahre verspäteten Milliarden-Projekts führte. Vor einem Monat wurden die beiden Satelliten Doresa und Milena, die nach Gewinnern eines EU-Kinder-Malwettbewerbs benannt worden sind, dann zwar vom europäischen Startplatz Kourou aus endlich ins All geschossen. Ein Zündungsfehler in der russischen Trägerrakete Sojus war es aber wohl, der sie in falsche Umlaufbahnen navigiert hat. Der Raketenbetreiber Arianespace hat eine Kommission damit beauftragt, nach den genauen Ursachen zu suchen.

Nun droht jedoch auch noch der Ausfall eines weiteren Satelliten. So befinden sich zwar mittlerweile sechs Galileo-Einheiten im Orbit, doch funktionieren derzeit nur drei davon so, wie man es von den jeweils 40 Millionen teuren Fluggeräten erwarten sollte. Bei einem der ersten vier Satelliten ist Ende Mai wohl wegen Überhitzung eine wichtige Frequenz ausgefallen. Nach Informationen aus der Branche wird geprüft, ob das Problem auch bei den anderen älteren drei Galileo-Satelliten im All auftreten kann. Bei der neuen Serie von 22 Einheiten, die von dem Raumfahrtkonzern OHB gebaut wird, sei die Nutzlast sowieso nicht mehr baugleich. Letztlich werde der defekte Satellit aber wohl nicht mehr alle Signale senden können, heißt es. Von der europäischen Raumfahrtagentur Esa ist nur zu hören, dass der Satellit "im Moment nicht genutzt" wird. Es ist ein Desaster.

Die Esa sieht gute Chancen, die verirrten Satelliten in eine bessere Umlaufbahn zu bringen

Dafür bemüht sich die Esa, gute Nachrichten zu verbreiten, was die beiden herum irrenden Galileo-Satelliten betrifft. Es gebe "sehr gute Chancen", dass die Einheiten in eine "verbesserte Umlaufbahn" transferiert werden können, sagte ein Sprecher zur Süddeutschen Zeitung. Nachdem sie am 22. August von der Sojus-Oberstufe Fregat im All ausgesetzt wurden, befinden sich die beiden Satelliten auf 13 700 respektive 25 900 Kilometern Höhe. Die Galileo-Konstellation, die aus 30 Satelliten auf drei Bahnen besteht, soll aber in 23 600 Kilometern Entfernung aufgebaut werden. Weiteres Manko: Die Satelliten sind auf einer elliptischen anstatt einer Kreisbahn unterwegs. Und mit einer Neigung von 49,8 Grad zum Äquator. Damit Galileo auf der Erde flächendeckend zur Verfügung steht, sind 55 Grad notwendig. "Die Satelliten funktionieren und sind unter Kontrolle", sagt der Sprecher. Die Techniker entwickelten Szenarien, um die Umlaufbahn "zu verbessern". Aber auch dann werden beide Galileo-Geräte wohl nicht in ihrer ganzen Bandbreite arbeiten können.

Ergebnisse der Arianespace-Kommission zu den Ursachen für den falschen Orbit soll es nächste Woche geben. Davon hängt auch ab, ob sich der Galileo-Aufbau erneut verzögert. Bislang ist ein Start für Dezember geplant. Eine Beschleunigung ist aber in Sicht: Unabhängig von der Sojus-Panne, haben Europäische Kommission und Arianespace gerade einen Vertrag unterzeichnet, wonach im zweiten Halbjahr 2015 drei Ariane-V-Raketen mit jeweils vier Galileo-Satelliten gestartet werden sollen.

© SZ vom 20.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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