Navigation:Mistkäfer orientieren sich an der Milchstraße

Mistkäfer als Sternengucker

Mistkäfer nutzen offenbar die Milchstraße - hier im Hintergrund zu sehen - zur Orientierung.

(Foto: Current Biology/dpa)

Damit ihnen die Dungkugel nicht geklaut wird, rollen Mistkäfer sie möglichst schnell davon. Dabei orientieren sie sich auf eine Weise, die bislang noch bei keinem anderen Tier beobachtet wurde.

Markus C. Schulte von Drach

Afrikanische Mistkäfer (Scarabaeus satyrus) orientieren sich nicht nur an der Sonne, dem Mond und der Polarisation des Tageslichtes. Anders als viele andere Insekten nutzen sie für die Navigation offenbar auch die Sterne.

Genau genommen ist es die Milchstraße - jener Teil unserer Galaxie, der als helles Band am nächtlichen Himmel zu sehen ist - um in mondlosen Nächten ihren Weg zu finden.

Das berichten Marie Dacke von der Universität Lund und ihre Kollegen aus Schweden und Südafrika im Fachjournal Current Biology (online).

Der Mistkäfer, auch Skarabäus genannt, versucht, seine Dungkugel schnell und deshalb auf möglichst gerader Linie von dem Kothaufen wegzurollen, bei dem er sich bedient hat. Sonst besteht die Gefahr, dass Artgenossen ihm die Kugel klauen. Um dabei nicht vom Weg abzukommen, nutzen die Tiere nachts vermutlich das Mondlicht. Was aber tun sie, wenn der Mond gar nicht zu sehen ist? Schließlich können die Käfer keine einzelnen Sterne erkennen.

Die Forscher setzten Mistkäfer in eine große Arena mit einem Kothaufen in der Mitte und beobachteten, welchen Weg die Tiere mit ihren Kugeln nahmen. War ihnen die Sicht zum Himmel durch Kappen versperrt, so liefen sie in Schlangenlinien oder im Kreis. Jene, die freie Sicht zum Himmel hatten, schlugen dagegen zwar auch den einen oder anderen Bogen. Im Vergleich zu ihren Artgenossen aber entfernten sie sich deutlich schneller von der Mitte der Arena.

Offenbar dient ihnen der Sternenhimmel zur Navigation. Bislang wusste man nur von einigen Vögeln, von Robben und Menschen, dass sie sich am Sternenhimmel orientieren können.

Nachdem sie ihre Arena in einem Planetarium in der südafrikanischen Stadt Johannesburg geschafft hatten, ließen die Biologen die Käfer erneut laufen - diesmal unter einem simulierten Firmament. Zu sehen waren am künstlichen Himmel entweder alle Sterne, nur eine Auswahl von Himmelslichtern oder ausschließlich die Milchstraße. Und im letzten Fall orientierten sich die Käfer genauso gut wie unter vollem Sternenlicht.

"Diese Beobachtung ist die erste überzeugende Demonstration dafür, dass Insekten einen sternenklaren Himmel zur Orientierung nutzen", schreiben die Wissenschaftler. Auch sei durch die Studie "zum ersten Mal dokumentiert, dass Tiere sich an der Milchstraße orientieren".

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