Naturschutz:Gentest für Bäume

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Jedes Jahr werden Millionen Hektar Tropenwald illegal abgeholzt. Viele der Hölzer gelangen auch nach Deutschland. Doch die entsprechenden Produkte lassen sich einfach enttarnen.

Andrea Hoferichter

Durch illegalen Holzeinschlag in den Tropen verschwinden jährlich Millionen Hektar Wald. Die verbotenen Hölzer gelangen auch auf den deutschen Markt.

Selbst wenn das Holz dieses Tropenbaums schon in Europa auf dem Markt gehandelt wird, lässt sich seine Herkunft noch eindeutig bestimmen. Das Verhältnis verschiedener Isotope und Hinweise aus dem Erbgut zeigen, wo der Baum einst gewachsen ist. (Foto: AFP)

"Wir schätzen, dass der Handel mit illegalem Holz sieben bis neun Prozent des deutschen und 20 bis 40 Prozent des weltweiten Holzhandels ausmacht", sagt Johannes Zahnen vom World Wide Fund for Nature (WWF) in Berlin.

Zwar sollen einem EU-Beschluss zufolge in zwei Jahren nationale Gesetze der EU-Länder für ein Importverbot illegaler Hölzer greifen. "Doch um Verstöße und falsche Deklarationen überhaupt erkennen zu können, fehlt bisher ein international anerkanntes, fälschungssicheres Prüfungsverfahren", sagt Zahnen.

Mehrere Forschergruppen bieten nun Techniken an, mit denen die Herkunft von Tropenholz bestimmt werden kann. Bernd Degen vom Bundesforschungsinstitut für Forstgenetik in Großhansdorf bei Hamburg arbeitet zum Beispiel mit Genanalysen.

"Im Laufe der Zeit sind regional sehr begrenzte Baumfamilien mit charakteristischem Erbgut entstanden, unter anderem weil sich Samen und Pollen nur im näheren Umkreis verteilen", sagt der Forstwissenschaftler. In manchen Gebieten könnten die Baumfamilien bis auf einige hundert Meter genau zugeordnet werden.

Degens Team hat umfangreiche Referenzdaten für Mahagoni aus Brasilien, Teak aus Java und Sapele und Iroko aus Kamerun gesammelt, mit denen sich Holzproben eindeutig einem Herkunftsgebiet zuordnen lassen. Bald werden die Wissenschafter Baumbestände in sieben weiteren afrikanischen Ländern unter die Lupe nehmen.

Einen anderen Weg gehen Wissenschaftler vom Forschungslabor TÜV Rheinland Agroisolab in Jülich. Sie untersuchen, zu welchen Anteilen schwere Varianten von Sauerstoff- und Wasserstoff in den Hölzern stecken.

Diese sogenannten stabilen Isotope kommen überall in der Natur vor. Ihre Anteile sind aber oft regional verschieden und eignen sich deshalb als Herkunftsnachweis. Die Jülicher Wissenschaftler haben in Lateinamerika, Afrika und Südostasien Referenzdaten gesammelt und dort charakteristische Isotopenanteile für Mahagoni- und Teakholz ermittelt.

Die Isotopenmethode funktioniert vor allem bei älterem und verarbeitetem Holz zuverlässiger als die Genanalyse. Allerdings kann die räumliche Auflösung in manchen Gebieten schlechter ausfallen.

"In Zukunft wird vermutlich je nach Fragestellung und betroffener Region entschieden, welche Methode verwendet wird, oder ob eine Kombination aus beiden zum Einsatz kommt", sagt Zahnen. Beide Analysemethoden kosten zwischen 100 und 300 Euro pro Untersuchung. "Das ist für Stichprobenkontrollen am Zoll oder bei einem Händler nicht zu teuer."

Damit Kontrollen bald Routine werden können, müsste nun eine internationalen Referenzdatenbank aufgebaut werden. Darin sollten Isotopen- und DNS-Charakteristika möglichst aller für den Weltholzhandel bedeutenden Regionen festgehalten werden.

"Die fälschungssicheren Methoden zur Kontrolle der deklarierten Herkunft von Holz funktionieren", sagt Zahnen. "Jetzt ist die Politik gefragt, sie auch in die Praxis zu bringen."

Im malaysischen Kuala Lumpur soll bald eine Koordinierungsstelle zum Aufbau einer Datenbank entstehen, die unter anderem vom Bundeslandwirtschaftsministerium finanziert wird.

© SZ vom 19.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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