Nahrung für eine wachsende Menschheit:Menü mit Mehlwurm

Mehrwürmer sind ein gesundes und umweltfreundliches Nahrungsmittel

Diese Mehlwurm-Pasteten wurden in der Kantine des niederländischen Agrarministeriums serviert. Sie sind gesund und gut für die Umwelt. Und so viel anders als zum Beispiel Garnelen sehen sie eigentlich auch nicht aus.

(Foto: AFP)

Noch was zum Knabbern? Wie wäre es mit ein paar Heuschrecken-Chips oder Käfern in Schokoladenmantel? In Teilen der Welt gehören Insekten auf den täglichen Speiseplan - sehr zum Vorteil von Mensch und Umwelt.

Von Katrin Blawat

Welche Vorzüge haben Mehlwürmer? Experten der Entomophagie - also dem menschlichen Verzehr von Insekten - fällt die Antwort leicht: Mehlwürmer geben kein klimaschädliches Methan von sich wie etwa Kühe, sie brauchen wenig Platz und produzieren bis zu 1500 Eier pro Jahr.

Kurz gesagt: Sie sind eine wesentlich umweltfreundlichere Proteinquelle als Huhn, Schwein und Rind. Letzteres haben Verfechter des Insektenverzehrs zwar schon immer behauptet. Nun aber liefern Dennis Oonincx und Imke de Boer von der niederländischen Universität Wageningen dazu harte, wenn auch weitgehend erwartbare Daten (Plos One, Bd. 7, S. e51145, 2012).

Beim Flächenverbrauch und ihrem Beitrag zum Kohlendioxid-Ausstoß schneiden Mehlwürmer demnach besser ab als Huhn, Schwein und Rind. Das gilt auch dann, wenn man den Futteranbau mit einrechnet - im Fall der Mehlwürmer also etwa Karotten- und Getreidefelder.

Der Energiebedarf allerdings ist höher als in der Hühner- und ähnlich groß wie in der Schweinehaltung. Mehlwürmer - so heißen die Larven des Mehlkäfers - mögen es warm, das treibt die Heizkosten zumindest in westlichen Ländern in die Höhe.

Ernährung und Klima

Treibhausgas-Emissionen der Lebensmittel-Produktion

CO2 Ausstoß

Forscher der holländischen Uni machen sich seit Jahren stark für Insekten als Lebensmittel. Eine wachsende Weltbevölkerung mit steigendem Fleischhunger brauche Alternativen zu den konventionellen Nutztieren, heißt es sinngemäß in einem Bericht, den Arnold van Huis, Professor für tropische Insektenkunde an der Uni Wageningen, im Auftrag der Welternährungsorganisation FAO verfasst hat.

Larven liefern ungesättigte Fettsäuren, Eisen und Kalzium

Diese nennt dann auch Fakten, die jeden Ernährungswissenschaftler in Entzücken ausbrechen lassen müssten: 100 Gramm Larven liefern etwa so viel Protein wie die gleiche Menge Rindfleisch. Außerdem enthalten Insekten reichlich mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Eisen, Kalzium und Vitamin B. In vielen Fällen sei auch ihre Aminosäure-Mischung besser als die von Getreiden und Hülsenfrüchten.

Doch ob derart rationale Argumente dazu führen können, dass Menschen ihren Ekel überwinden werden? In der westlichen Welt jedenfalls gibt es noch nicht viele, die bereitwillig Hüftsteak gegen Larveneintopf tauschen - auch wenn einige Händler Heuschrecken und Grillen bereits gezielt für den menschlichen Verzehr anbieten.

Im globalen Maßstab aber gehören Insekten längst in beträchtlicher Vielfalt zum täglichen Speiseplan. Mehr als 500 Arten der Kerbtiere verzehren Menschen weltweit, vor allem in Afrika, Asien und Südamerika, wo die Insekten praktischerweise häufig besonders groß sind.

Heuschrecken, Käfer, Libellen und verschiedene Larven ersetzen dort vielerorts Schnitzel und Bratwurst. Je nach Art und Zubereitung können die Insekten nach Chips, Nüssen, Hühnchen oder - beispielsweise mit Schokoladenüberzug - einer süßen Knabberei schmecken.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: