Mythos Monogamie:Die neuen Paare

Ob offene Beziehung oder Enthaltsamkeit: Sechs Paare schildern ihre Liebe und stützen die Auffassung vieler Anthropologen: Der Mensch eignet sich nicht für nur eine Beziehungsform. Aus dem SZ Wissen.

Ewige Treue

Mythos Monogamie: Annelie Dolatschko (83) und Fritz Dolatschko (86)

Annelie Dolatschko (83) und Fritz Dolatschko (86)

(Foto: Foto: Erol Gurian, www.gurian.de)

Sechs Jahre schrieben sich Annelie und Fritz Dolatschko Feldpostbriefe, ohne sich ein einziges Mal zu sehen. "Es hieß immer, man soll den Soldaten schreiben, damit sie gute Laune haben", erinnert sich Annelie Dolatschko. Dabei war die 83-Jährige zuerst enttäuscht von Fritz: Statt sie vornehm zu siezen, duzte er sie in seinen Briefen. 1948 trafen sie sich das erste Mal und beschlossen nach acht Tagen zu heiraten.

Die Ehe hält seit 60 Jahren - eine glückliche Kombination aus ihrem Temperament, seiner Ruhe und den Sternzeichen, mutmaßen beide. "Für die Gesundheit" schenkt Annelie Fritz ab und zu ein Gläschen Prosecco ein.

Die neuen Paare

Gleichgeschlechtliche Monogamie

Mythos Monogamie: Rita Braaz (46), links, und Sigi Kreiner (39)

Rita Braaz (46), links, und Sigi Kreiner (39)

(Foto: Foto: Erol Gurian, www.gurian.de)

Das erste Mal sahen sich Rita Braaz und Sigi Kreiner auf einem Frauenfest, beim zweiten Treffen schmetterten sie an einer Karaokeanlage "Es fährt ein Zug nach nirgendwo". "Eigentlich ein Trennungslied, aber es war trotzdem sehr herzerweichend", erinnert sich Kreiner. Als ihr Braaz zwei Monate nach dem Kennenlernen ein Buch mit rumänischen Gedichten schenkte, rührte das die 39-Jährige, die ihre rumänische Herkunft lang versteckte.

Seit siebeneinhalb Jahren sind sich die beiden Frauen treu und wünschen sich, dass sie gemeinsam alt werden. Trotz aller Liebe: "Streit um den Haushalt gibt es bei uns auch", sagt Rita Braaz.

Die neuen Paare

Mythos Monogamie: Chirstian Eckart (27) und Laura Schimanski (28)

Chirstian Eckart (27) und Laura Schimanski (28)

(Foto: Foto: Erol Gurian, www.gurian.de)

Fernbeziehung

"Ein Freund von mir meint: Lernen, Sport und Freundin sind eine Sache zu viel", sagt Christian Eckart. Er und Partnerin Laura Schimanski schaffen es trotzdem. Die beiden führen seit zwei Jahren eine Fernbeziehung zwischen Berlin und München. Schimanski hat den Einstieg in die Strategieabteilung der Landesbank Berlin geschafft und arbeitet oft bis spätabends. Eckart, eigentlich Gymnasiallehrer, fährt professionell Mountainbike. "Unsere Unabhängigkeit und unser Verständnis füreinander empfinden wir als Stärke", sagt Schimanski.

Die neuen Paare

Mythos Monogamie: Susanne (29) und Markus (32)

Susanne (29) und Markus (32)

(Foto: Foto: Erol Gurian, www.gurian.de)

Enthaltsamkeit bis zur Ehe

Die Mutter von Susanne riet schon früh: "Wer miteinander schläft, kann auch Kinder kriegen." Das prägte die junge Frau, die ihr erstes Mal in der Hochzeitsnacht mit Mann Markus erlebte. Die Münchner beschlossen am Anfang ihrer Beziehung, bis zur Ehe auf Sex zu verzichten. Leicht war das nicht immer, sorgte aber für viel Vertrautheit. "Ich musste nie den tollen Hengst spielen", sagt Markus.

Die neuen Paare

Mythos Monogamie: Franz-Josef Baur (42)

Franz-Josef Baur (42)

(Foto: Foto: Erol Gurian, www.gurian.de)

Zölibat

Als sich der 15-jährige Franz-Joseph Baur das erste Mal verliebt hatte, bat er im Abendgebet um Erfolg bei dem Mädchen. "Da kam mir der Gedanke: Vielleicht hat Gott was anderes mit dir vor", erinnert er sich. Er ist seit 15 Jahren Priester und begleitet als Regens andere auf dem Weg in das Amt.

Bereut hat Baur die Entscheidung nie. Im Gegenteil: Das Zölibat empfindeter als Freiheit, weil er sich dadurch vollkommen auf seine Arbeit konzentrieren kann. "Ich erlebe viel Vertrauen und eine Vielfalt an Beziehungen", sagt Baur. Eine sexuelle Beziehung vermisse er daher nicht.

Die neuen Paare

Mythos Monogamie: Maja (49) und Oskar (54)

Maja (49) und Oskar (54)

(Foto: Foto: Erol Gurian, www.gurian.de)

Polyamore Beziehung

Den Wunsch, mehrere Partner offen lieben zu können, hatte Maja schon früh. Doch erst vor fünf Jahren stolperte sie über den passenden Begriff: Polyamory. Ihren Partner Oskar lernte sie im Internet kennen, genauso den Liebhaber. Nicht alle aus ihrem Umfeld respektieren, wie das Paar lebt. Deshalb wollen die beiden auch nicht mit vollem Namen genannt werden.

Als Maja am Arbeitsplatz über ihre Partnerschaft sprach, grüßten sie manche Kollegen nicht mehr. Oskar teilt dagegen ihre Vorstellungen: "Ich suche sowieso nach Alternativen, überall." Ihm fällt es schwer, Frauen zu finden, die sich auf eine Zweitbeziehung einlassen: "Mit den Körben kann man ein ganzes Zimmer füllen."

Was Forscher über die Zukunft von Zweisamkeit, Liebe, Sex und Treue denken, lesen Sie im neuen SZ Wissen.

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