Motorradfahrer in den USA:Helm und Hautfarbe

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US-Mediziner stehen vor einem Rätsel: Obwohl schwarze Motorradfahrer in den USA häufiger einen Helm tragen als weiße, ist ihr Risiko, an Unfallverletzungen zu sterben, höher. An einer schlechteren medizinischen Versorgung liegt es offenbar nicht.

Es gibt Studien, deren Ergebnisse die Wissenschaftler gleich wieder vor neue Rätsel stellen, so eindeutig die Daten auch zu sein scheinen.

US-Wissenschaftler haben festgestellt, dass in den Vereinigten Staaten mehr schwarze Motorradfahrer an den Folgen von Unfällen sterben als Weiße - obwohl sie häufiger einen Helm tragen. (Foto: Reuters)

Eine solche Untersuchung haben kürzlich Forscher der Johns Hopkins University School of Medicine, Baltimore, USA, veröffentlicht. Sie haben festgestellt, dass in den Vereinigten Staaten mehr schwarze Motorradfahrer an den Folgen von Unfällen sterben als Weiße - obwohl sie häufiger einen Helm tragen.

Etwa 4800 Motorradfahrer sterben in den USA jedes Jahr nach Unfällen. Adil Haider und sein Team untersuchten die Daten von insgesamt fast 69.000 Motorradfahrern, die in den Jahren 2002 bis 2006 an Unfällen beteiligt waren. Wie sie im Fachblatt American Journal of Surgery berichten, war das Todesrisiko für Schwarze 1,6 Mal höher als das der weißen Motorradfahrer - und zwar unabhängig von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Krankenversicherung, der Versorgung nach dem Unfall oder bereits vorhandenen Krankheiten oder Verletzungen.

Den Verdacht, dass die Ursache möglicherweise in einer schlechteren Versorgung von Schwarzen nach Unfällen liegt, erhärtet diese Studie demnach nicht.

Das Erstaunlichste an der Untersuchung: Im Vergleich zu weißen Unfallopfern hatten verunglückte schwarze Motorradfahrer 1,3 Mal häufiger einen Helm getragen. Trotzdem verloren mehr Schwarze ihr Leben. Es starben sogar weniger Weiße ohne Helm als Schwarze mit Helm. Da ist es dann schon keine Überraschung mehr, dass die höchste Todesrate bei Schwarzen ohne Helm beobachtet wurde.

Erklären können sich die Mediziner ihre Ergebnisse nicht. Vielleicht, so Haider, bevorzugen Schwarze und Weiße verschiedene Helmtypen oder fahren unterschiedlich gefährliche Motorräder.

Grundsätzlich können Helme natürlich vor gefährlichen Kopfverletzungen schützen. Das belegte zuletzt eindringlich eine Studie, die Wissenschaftler der University of Arkansas in Little Rock im Januar 2010 vorgelegt haben: Nachdem in Texas 1997 die Helmpflicht abgeschafft worden war, verringerte sich der Anteil der Motorradfahrer, die ihren Kopf schützten, von 77 Prozent (1996) auf 36 Prozent (ab 1998). Zugleich stieg die Zahl der Todesfälle unter den Fahrern um 30 Prozent ( Southern Medical Journal).

Eine gesetzliche Helmpflicht schützt also - aber nicht alle Fahrer gleichermaßen. Programme zur Vorbeugung von Verletzungen bei Motorradfahrern sollten deshalb über die Empfehlung oder Pflicht, Helme zu tragen, hinausgehen, fordert Haider. Schließlich reiche dies allein offenbar nicht aus, um einige Unfallopfer - insbesondere Afro-Amerikaner - vor dem Tod zu bewahren.

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