Moral im Tierreich:Affen im Garten der Lüste

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Paradies für Primaten - ein Foto von Frans Lanting, mit dem zusammen Frans de Waal sein "Familienalbum mit Bonobos" gemacht hat. (Foto: Frans Lanting/dpa)

Können selbst Tiere eine Moral entwickeln? Affen- und Bonoboforscher Frans de Waal liefert in seinem neuen Buch überzeugende Antworten auf diese Frage.

Von Burkhard Müller

Manchmal geben Titel mehr preis, als sie sollten, wenn man beim Leser eine gewisse Neugier und folglich Kauflust wecken will. "Der Mensch, der Bonobo und die Zehn Gebote - Moral ist älter als die Religion" heißt das neue Buch des niederländisch-amerikanischen Primatenforschers Frans de Waal, den das Time Magazine zu den hundert einflussreichsten Personen der Welt rechnet. (Im englischen Original nicht ganz so thesenhaft, dafür neckischer: "The Bonobo and the Atheist - In Search of Humanism among the Primates".) Da hat der Leser gleich alles beieinander, was auf ihn zukommt: Die Bonobos (früher Zwergschimpansen genannt) dienen als Kronzeugen, dass, was als absolutes Vorrecht des Menschen gebucht wurde, in Wahrheit auf viel älteren natürlichen Wegen herzuleiten sei, die Moral nämlich. Moral ist nicht auf dem Berg Sinai dekretiert worden, sondern im Lauf der Geschichte sozialer Wesen entstanden - bottom up statt top down, wie de Waal das nennt.

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