Mikroben im ewiges Eis:Leben ohne Licht und Luft

Bakterien im ewigen Eis

Das Lager der Wissenschaftler um Alison Murray über dem Vida-See im Victoria Valley in der Antarktis 2010.

(Foto: Emanuele Kuhn, Desert Research Institute, Reno NV)

US-Wissenschaftler haben in der Antarktis Bakterien entdeckt, die offenbar bereits seit 2800 Jahren unter dem Eis leben, ohne mit Licht oder Luft in Kontakt zu kommen.

Von Katrin Blawat

Mehrere Gruppen Bakterien leben seit 2800 Jahre unter dem Eis der Antarktis, ohne mit Licht oder Luft in Kontakt zu kommen.

Nun haben Forscher um Alison Murray vom Desert Research Institute in Reno (Nevada) die ungewöhnliche Mikrobengemeinschaft untersucht, indem sie Bohrproben aus den Jahren 2005 und 2010 auswerteten (PNAS, online).

Bakterien in der Antarktis

Elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt etliche kleine Bakterienzellen aus dem Lake Vida.

(Foto: Christian H. Fritsen, Desert Research Institute)

Damals waren Forscher mit ihren Bohrern bis zu 27 Meter tief in die antarktische Eisschicht vorgedrungen, die einen See namens Vida bedeckt. Dabei war Seewasser in die Bohrung eingesickert - und in diesen Proben entdeckten Murray und ihre Kollegen die überraschende Bakterienvielfalt.

Die Keime leben in einer salzigen, etwas sauren Brühe bei einer Temperatur von minus 13 Grad. Ihr Stoffwechsel sei langsam, aber zweifellos aktiv, berichten die Forscher. So fanden sie auch Hinweise auf Zellen, die sich gerade teilten.

Vermutlich gewinnen die Bakterien ihre Energie aus chemischen Reaktionen zwischen der Salzlake und dem darunter liegenden Sediment. Dabei können zum Beispiel Stickoxide und Wasserstoff entstehen, was den Mikroben als Lebensgrundlage dienen könnte, vermuten die Studienautoren.

Viele Bakterien sind bekannt dafür, an den unwirtlichsten Orten zurechtzukommen und sich den verschiedensten Energiequellen anpassen zu können. Manche Vertreter leben in extremer Hitze, Trockenheit oder inmitten giftiger Dämpfe. Die ungewöhnlichen Lebensorte zu erforschen, stellt Wissenschaftler jedoch vor große Herausforderungen, denn die isolierten Lebensräume sollen nicht mit fremden Organismen kontaminiert werden. Im Falle des Vida-Sees sind die Forscher zuversichtlich, das antarktische Gewässer nicht verunreinigt zu haben.

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