Meteorologie:El Niño ist vorbei

Wetterphänomen El Nino

Übeschwemmungen, wie hier im Tiefland Boliviens, gehen zum Teil auf El Niño zurück.

(Foto: dpa)

Es war eines der heftigsten seiner Art, nun wurde das Wetterphänomen für beendet erklärt. Doch die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass ihm La Niña folgt.

Von Marlene Weiß

Nach mehr als einem Jahr ist der Spuk fürs Erste vorbei: Die US-Wetter- und Klimabehörde NOAA hat den aktuellen, ungewöhnlich starken El Niño für beendet erklärt. Vielen Teilen der Welt hat das Phänomen Überschwemmungen oder extreme Trockenheit gebracht. In Afrika dürfte El Niño ein Grund für die verheerenden Dürren gewesen sein; die daraus resultierende Hungerkrise dauert noch an.

Zu einem El Niño kommt es ungefähr alle zwei bis sieben Jahre, wenn aus noch nicht ganz geklärten Gründen die Passat-Ostwinde über dem Pazifik abflauen. Der kalte Humboldt-Strom kommt vor Südamerika zum Erliegen und das Wasser dort erwärmt sich, während es in Asien abkühlt. Weil dieses Phänomen in Südamerika meist um die Weihnachtszeit am stärksten spürbar ist, wird es El Niño, Christkind, genannt. In der Folge kann es über Amerikas Westküste Tiefdruckgebiete mit starken Regenfällen geben, in Asien eher Trockenheit, in Afrika ist beides möglich. In Europa ist das Phänomen kaum zu spüren.

Der El Niño von 2015/2016 war nach US-Angaben einer der drei stärksten seit Beginn der Aufzeichnungen; vergleichbar demjenigen des Jahres 1998. Zusammen mit dem Klimawandel produzierte er neue Temperaturrekorde: In jedem einzelnen der zehn vergangenen Monate lag die globale Ozeantemperatur laut der NOAA weiter über dem jeweiligen Normwert als je zuvor gemessen.

Inzwischen hat sich das Wetter wieder beruhigt, in drei von vier überwachten Regionen im tropischen Pazifik, die El Niño erwärmt, seien die Temperaturen wieder in der Nähe des Durchschnitts oder darunter, meldete die NOAA am Donnerstag. Erstmals in diesem Jahr seien auch die Muster von Wind und Luftdruck wieder normal.

Warten auf La Niña

Laut der NOAA beträgt die Wahrscheinlichkeit etwa 75 Prozent, dass im Herbst und Winter 2016 La Niña auftritt, das Gegenstück, das meist auf El Niño folgt. Dann kehren sich die El-Niño-Prozesse um, und das Wasser vor Südamerika wird ungewöhnlich kalt statt warm. Das kann tendenziell mehr Regen nach Südostasien bringen. Allerdings sind die Auswirkungen insgesamt meist schwächer als bei El Niño. Zudem sagen die US-Klimaforscher derzeit eher eine schwache bis mäßige La Niña voraus.

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