Medizin:Seltener ins Krankenhaus

Seitdem in den USA gegen Rotaviren geimpft wird, müssen weniger Kinder mit einer Magen-Darm-Infektion im Krankenhaus behandelt werden. Die Forscher fordern, weiterhin gegen die hochansteckenden Erreger vorzugehen.

Von Felix Hütten

Impfungen gegen Rotaviren haben in den Jahren 2008 und 2013 etwa 380 000 Kinder in den USA davor bewahrt, ins Krankenhaus zu müssen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, erschienen im Journal of the Pediatric Infectious Diseases Society. Besonders Kinder jünger als fünf Jahre infizieren sich oft mit Rotaviren und leiden in der Folge an Durchfällen, mitunter in Kombination mit Erbrechen und Fieber.

Die Forscher um Eyal Leshem von der Tel Aviv University in Israel analysierten Daten von Kindern aus 26 US-Bundesstaaten, die mit einer akuten Magen-Darm-Infektion in einem Krankenhaus behandelt wurden.

Es fielen 1,2 Milliarden US-Dollar weniger Behandlungskosten an

Leshem und Kollegen stellten fest, dass die Zahl der Krankenhauseinweisungen seit Einführung der Impfung im Jahr 2006 kontinuierlich gesunken ist. Im Jahr 2008 behandelten Ärzte noch gut 100 000 Kinder mit einem Magen-Darm-Infekt im Krankenhaus, 2013 waren es nur noch etwa 70 000. Insgesamt fielen so etwa 1,2 Milliarden US-Dollar weniger direkte Behandlungskosten an, schreiben die Forscher. "Unsere Ergebnisse bestätigen, dass das Impfprogramm gegen Rotaviren Wirkung zeigt und effektiv ist," sagt Studienautor Leshem. Die Bemühungen, möglichst alle Kinder in den USA zu impfen, sollten daher weitergehen, so der Arzt.

Tatsächlich könnte der Effekt der Impfungen sogar noch größer sein, da nicht alle Kinder mit Durchfallbeschwerden auf das Virus getestet werden und damit die Dunkelziffer deutlich größer sein könnte. Auch haben die Wissenschaftler in der Studie nur direkte Behandlungskosten erfasst, nicht aber sekundäre Kosten wie etwa den Arbeitsausfall der betreuenden Eltern oder Angehörigen.

Ähnlich wie in Deutschland herrscht auch in den USA eine gewisse Impfmüdigkeit. Im Jahr 2015 wurden in den USA nur etwa 73 Prozent aller Kinder im Alter zwischen 19 und 35 Monaten gegen die Erreger geimpft. In Deutschland liegt die Impfquote im Geburtsjahrgang 2014 bei etwa 66 Prozent.

Rotaviren sind die häufigste Ursache für Darminfektionen bei Kindern, weltweit erkranken jedes Jahr etwa 100 Millionen an den Durchfällen. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben etwa 200 000 bis 300 000 von ihnen an der Infektion, meist in armen Ländern mit schlechter Gesundheitsversorgung. In Industrienationen sind Todesfälle hingegen selten. Das Virus wird über Kontakt mit Stuhl übertragen, aber auch durch verunreinigtes Wasser, Lebensmittel und kontaminierte Oberflächen. Rotaviren sind über viele Stunden stabil und damit sehr ansteckend. Eine spezifische Behandlung gibt es nicht. Patienten brauchen vor allem ausreichend Flüssigkeit. In Deutschland sind zwei Impfstoffe für Kinder zugelassen, seit 2013 empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Immunisierung. Je nach Präparat sollten die Babys die Schluckimpfung in zwei oder drei Dosen bis zur 16. oder 22. Lebenswoche erhalten.

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