Medizin:Klimawandel geht auf die Nieren

Die Zahl von Patienten mit Nierensteinen wird in manchen Regionen der Industrienationen deutlich zunehmen, warnen US-Forscher. Der Grund ist die zunehmende Trockenheit aufgrund der Erderwärmung.

Der Klimawandel wird manchen Menschen im Sinne des Wortes auf die Nieren gehen - und betroffen sind nicht etwa Umweltschützer, die sich besonders viel Sorgen um die Natur und die Zukunft des Menschen machen.

Medizin: Der Nierensteingürtel in den Jahren 2000 (gelb), 2050 (zusätzlich orange) und 2095 (zusätzlich rot).

Der Nierensteingürtel in den Jahren 2000 (gelb), 2050 (zusätzlich orange) und 2095 (zusätzlich rot).

(Foto: Grafik: PNAS)

Vielmehr gibt es offenbar einen Zusammenhang mit der zunehmenden Trockenheit, mit der manche Regionen der Welt rechnen müssen. Wasserentzug - und damit eine geringe Harnmenge - ist eines der Hauptrisiken für Nierensteine.

Schon heute, so berichten Wissenschaftler der University of Texas in Dallas, gibt es in den USA eine geografische Verteilung der Nierensteinkranken, die mit der regionalen Temperatur übereinstimmt.

Wie Margaret Pearle und ihr Team im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences (Bd. 105, S. 9841,2008) berichten, gibt es geradezu einen "Nierensteingürtel" im relativ warmen Südosten der USA: So ist die Häufigkeit der Patienten besonders hoch in Alabama, Arkansas, Florida, Georgia, Louisiana, Mississippi, North Carolina, South Carolina und Tennessee. Dieser "Gürtel", so warnen die Forscher, werde sich langsam nach Richtung Norden ausbreiten.

Und es gibt noch ein weiteres Argument für ihre Theorie: "Wenn Menschen von Regionen mit moderater Temperatur in Regionen mit höherer Temperatur ziehen, ist ein rascher Anstieg des Nierenstein- Risikos zu beobachten", erläuterte Pearle. Das habe sich beispielsweise beim Einsatz des Militärs im Nahen Osten gezeigt.

Mit Hilfe eines Klimamodells berechneten die Wissenschaftler, dass "der Anteil der amerikanischen Bevölkerung, die in Hochrisikozonen lebt, von 40 Prozent im Jahre 2000 auf 56 Prozent bis 2050 und 70 Prozent bis 2095 wachsen wird". Die Zahl der Betroffenen wird in den nächsten 42 Jahren um 1,6 bis 2,2 Millionen wachsen.

Ähnliche Zunahmen an Nierensteinen erwarten sie auch weltweit. "das Phänomen wird in erster Linie als Ausweitung der Nierenstein-Gürtel im Süden der USA, in Europa und Asien auftreten".

Derzeit entwickeln etwa zwölf Prozent der männlichen US-Amerikaner irgendwann in ihrem Leben die so genannte Nephrolithiasis, bei den Frauen in den USA sind es sieben Prozent. In Europa ist die Häufigkeit etwas niedriger. Und in Gebieten mit mangelhafter Versorgung mit Nahrungsmitteln sind Nierensteine selten.

Nierensteine wachsen unter anderem bei mangelnder Flüssigkeitszufuhr aus kristallisierenden Salzen heran und verursachen extreme Schmerzen. Auch eine ungesunde Lebensweise - etwa fett- und eiweißreiche Ernährung und mangelnde Bewegung - kann das Risiko erhöhen.

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