Medizin:Der Filmdoktor

Gespräche zwischen Arzt und Patient führen häufig zu Missverständnissen. Besser wäre es, vor Eingriffen mit einem gut gemachten Video zu informieren. Zumindest zeigt eine Studie aus Australien, dass sich die Patienten so mehr merken.

Von Christian Endt

Gespräche zwischen Ärzten und Patienten sind manchmal nicht einfach. Der Arzt hat wenig Zeit, verwendet gewohnheitsmäßig komplizierte Fachbegriffe und tritt häufig so selbstbewusst auf, dass viele Patienten auf Nachfragen lieber verzichten. Womöglich geht es um einen Routineeingriff, den der Mediziner schon oft durchgeführt hat. Was gibt es da noch groß zu reden? Für den Patienten eine ganze Menge, schließlich ist es für ihn in der Regel das erste Mal. Viele Studien zeigen, dass bei solchen Gesprächen häufig Missverständnisse entstehen.

Eine Gruppe australischer Ärzte hat daher etwas Neues ausprobiert. Vor einer Harnröhren- und Blasenspiegelung verzichteten sie auf das übliche Vorgespräch und zeigten den Patienten stattdessen einen kurzen Film. Darin erklärt ein freundlicher, junger Arzt geduldig, was es zu dem Eingriff zu wissen gibt. Illustrationen und eingeblendete Stichwörter erleichtern das Verständnis. Die Patienten bekamen einen Tablet-Computer, auf dem sie das Video selbstbestimmt in Ruhe ansehen konnten. Im Anschluss gaben die Forscher den Teilnehmern der Studie einen Fragebogen zum Inhalt des Films.

Auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Urologie stellten die Forscher nun ihre Ergebnisse vor. Wer per Video über den bevorstehenden Eingriff aufgeklärt wurde, schnitt im Test fünfzehn Prozent besser ab als Teilnehmer einer Kontrollgruppe, die den gleichen Inhalt in einem herkömmlichen Arztgespräch vermittelt bekommen hatten. In der zweiten Runde tauschten die beiden Gruppen, so dass am Ende beide per Film und Gespräch informiert worden waren. Mehr als achtzig Prozent der Teilnehmer gaben an, die Videoaufklärung zu bevorzugen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: