Medikamentenforschung:Antibiotika aus Insektengehirnen

Ausgerechnet von Kakerlaken wollen Forscher lernen, wie man sich erfolgreich gegen multiresistente Keime zur Wehr setzt.

Britta Verlinden

Kakerlaken gelten als Krankheitsüberträger und lösen bei den meisten Menschen Ekel und Abscheu aus. Möglicherweise können Forscher jedoch ausgerechnet von dem Ungeziefer lernen, wie man sich erfolgreich gegen multiresistente Keime zur Wehr setzt.

Kakerlake

Hirn- und anderes Nervengewebe von Kakerlaken und Heuschrecken enthält stark antibiotisch wirksame Substanzen. Das wollen Wissenschaftler ausnutzen.

(Foto: dpa/dpaweb)

Wie der Biomediziner Simon Lee von der Universität Nottingham am heutigen Dienstag auf dem Herbsttreffen der britischen Gesellschaft für Allgemeine Mikrobiologie berichtet, enthält Hirn- und anderes Nervengewebe von Kakerlaken und Heuschrecken stark antibiotisch wirksame Substanzen.

Die Stoffe konnten in Laborversuchen mehr als 90 Prozent der Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Keime (MRSA) und Escherichia coli töten - ohne dabei menschlichen Gewebezellen zu schaden.

Dass Kakerlaken ihre eigenen Antibiotika produzieren, ist für die Forscher nicht überraschend. Insekten lebten oft unter unhygienischen Bedingungen, wo sie sich mit verschiedenen Bakterien auseinandersetzen müssten, sagt Lee. "Es ist daher logisch, dass sie Strategien entwickelt haben, um sich gegen Mikroorganismen zu verteidigen."

Derzeit werden die Eigenschaften der entdeckten Moleküle noch im Labor untersucht. Lee und seine Kollegen hoffen, daraus künftig neue Therapien gegen E. coli- und MRSA-Infektionen entwickeln zu können, die sich auch als Alternativen für Medikamente mit starken Nebenwirkungen einsetzen lassen.

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