Max-Planck-Institut:Tübinger Forscher wollen Versuche an Affen einstellen

Tierschützer demonstrieren in Tübingen

Tierschützer demonstrieren in Tübingen gegen den Einsatz von Affen in der Forschung am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik.

(Foto: dpa)
  • Das Institut für biologische Kybernetik der Max-Planck-Gesellschaft will keine Versuche mehr an Affen machen. Stattdessen soll nur noch mit Nagetieren gearbeitet werden.
  • Gründe nannte der Leiter des Instituts nicht. In einer Erklärung der Max-Planck-Gesellschaft werden Anfeindungen durch Tierschützer kritisiert.
  • Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer bedauert den Schritt. Die Landestierschutzbeauftrage in Baden-Württemberg zeigt sich dagegen erleichtert.

Versuche sollen nur noch an Nagetieren gemacht werden

Der Direktor des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik in Tübingen, Nikos Logothetis, will die Forschung an Affen einstellen. Nach Angaben der Gesellschaft in München werde der Neurowissenschaftler Logothetis künftig nur noch mit Nagetieren arbeiten.

Eine Begründung nannte der Forscher laut Medienberichten nicht. Die Max-Planck-Gesellschaft bedauerte den Schritt in einer auf ihrer Webseite veröffentlichten Erklärung. Die Abteilung von Logothetis sei seit 2014 Ziel einer Kampagne von Tierschutzaktivisten geworden. "Die immer wieder aufkeimenden Anfeindungen, die Vielzahl an Drohmails und Beschimpfungen über die vergangenen Monate hinweg waren eine große Belastung für alle Beteiligten", heißt es darin.

Trotzdem wolle die Max-Planck-Gesellschaft Versuche an nichtmenschlichen Primaten weiter fördern. Dies sei der einzige Weg, "um Behandlungsansätze zu entwickeln für neurologische Gehirnerkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson und psychiatrische (Erkrankungen) wie Schizophrenie."

Laufende Expermiente werden noch fortgesetzt

Derzeit laufende und bereits genehmigte Experimente würden aber fortgesetzt. "Das wird noch zwei, drei Jahre dauern, bis die Experimente abgeschlossen sind", sagte Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne). Er bedauere die Entscheidung des renommierten Wissenschaftlers. Seine Experimente seien "absolute Weltspitze".

Die Landestierschutzbeauftragte von Baden-Württemberg, Cornelie Jäger (Grüne), zeigte sich in einer Pressemitteilung dagegen erleichtert. Fraglich sei jetzt, welche Auswirkungen diese Entscheidung für andere Forschungseinrichtungen haben werde.

Die Kritik an den Tierversuchen in dem Tübinger Institut hatten Anfang des Jahres zu einer Durchsuchung durch Ermittlungsbehörden geführt. In einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft hieß es damals, es gäbe einen Anfangsverdacht zu Verstößen gegen das Tierschutzgesetz. Ergebnisse der Ermittlungen sind bislang nicht bekannt.

Zuvor hatte ein heimlich gedrehtes Video, das in der RTL-Sendung Stern-TV, veröffentlich wurde, für Aufsehen gesorgt. Darin zu sehen waren teils blutverschmierte Tiere, die mit Implantaten im Kopf in ihren Käfigen saßen. Die Max-Planck-Gesellschaft hatte die Aufnahmen als "inszeniert" bezeichnet und die Kritik zurückgewiesen.

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