Mathe-Angst:Forscher scheuen Formeln

Mit jeder zusätzlichen Formel pro Seite sinkt die Zitationsquote eines wissenschaftlichen Artikels zum Thema Ökologie oder Evolutionstheorie dramatisch. Das ist verheerend. Denn Karrieren von Wissenschaftlern hängen auch von ihren Zitiererfolgen ab.

Christian Weber

Eigentlich gilt Wissenschaft dann als besonders solide, wenn sie von einer mathematisch formulierten Theorie untermauert ist. Das war der Grund, warum die Physik lange Zeit als Königin der Wissenschaft galt und Biologen früher von manchen Forschern eher als Käfersammler und Grashalmzähler verspottet wurden.

Doch das hat sich mit der theoretischen Biologie geändert, die versucht etwa ökologische oder evolutionäre Prozesse mathematisch zu beschreiben - dabei aber offenbar manchen Fachkollegen alter Schule verstört: Sobald nämlich Formeln in einem Fachaufsatz aus der Ökologie oder Evolutionstheorie auftauchen, wird er dramatisch seltener zitiert, berichten Tim Fawcett und Andrew Higginson im Fachmagazin PNAS (online).

Eine von ihnen erstellte Statistik ergab, dass mit jeder zusätzlichen Formel pro Seite im Aufsatz die Zitationsquote um durchschnittlich 28 Prozent sinkt. Das ist ein verheerendes Ergebnis, allein wenn man bedenkt, dass Karrieren von Wissenschaftlern auch von ihren Zitiererfolgen abhängen.

"Dies behindert außerdem den wissenschaftlichen Fortschritt", warnt Fawcett. Schließlich sei es notwendig, dass empirisch arbeitende Forscher die mathematischen Modelle im Experiment auch überprüften. Die beiden Studienautoren empfehlen daher, dass die Theoretiker besser darüber nachdenken sollten, wie sie die mathematischen Details ihrer Arbeit präsentieren. Entweder sollten sie diese besser in Worten erklären oder - wenn möglich - mathematische Ausführungen in einen Anhang verschieben.

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