Luftfahrt:Wolkenbohrer

Machen Flugzeuge eigentlich Löcher, wenn sie durch Wolken fliegen? Gelegentlich, sagen Forscher - und nun wissen sie auch, was dann passiert: Es schneit.

Christopher Schrader

Erwachsene halten es gelegentlich für eine naive Kinderfrage, die der Nachwuchs beim Steigflug mit der Nase am Kabinenfenster stellt: Machen Flugzeuge eigentlich Löcher, wenn sie durch Wolken fliegen?

Flugzeuge stanzen Löcher in Wolken und lassen es schneien

Über einem Forschercamp in der Antarktis blitzt der blaue Himmel durch das Wolkenloch, das eine startende Transportmaschine gerissen hat.

(Foto: Science)

Tatsächlich weiß die Wissenschaft, dass das gelegentlich vorkommt, und kennt nun auch die Folgen. Starten Propeller- oder Düsenflugzeuge durch sehr kalte Wolken, stanzen sie Löcher oder ganze Tunnel in die Zusammenballung von unterkühltem Wasser.

Obwohl der Gefrierpunkt dort längst unterschritten ist, bleiben die feinen Tröpfchen flüssig - bis sie von Tragflächen oder Luftschrauben verwirbelt und auseinandergetrieben werden. Dabei sinkt für einen Moment der Luftdruck, die Tröpfchen gefrieren und wirken dann als Keime für Schneeflocken.

In der aktuellen Ausgabe von Science zeigen amerikanische Forscher, dass es in der Gegend von Flughäfen etwas mehr Schneefall gibt, wenn die meteorologischen Bedingungen stimmen (Bd.333, S.77, 2011). In einem Fall zeigten Radarmessungen gut zwei Zentimeter Schnee nach dem Start mehrerer Maschinen durch dasselbe Wolkenloch. Die Bedingungen halten demnach 30 bis 90 Minuten lang an.

Die Wissenschaftler haben das an sieben Airports mit Satellitenaufnahmen bestätigt, unter anderem in Frankfurt, London-Heathrow, Paris-Charles de Gaulle, Chicago und Seattle.

Damit Propellermaschinen die Löcher hinterlassen und Schneefall auslösen, müssen die Wolken kälter als minus 15 Grad Celsius sein, Jets brauchen noch fünf bis zehn Minusgrade mehr. Diese Bedingungen liegen für Düsenflugzeuge in Frankfurt etwa an elf Tagen im Jahr vor.

Airports in höheren Breiten, etwa Yellowknife in Nordkanada oder Byrd Station in der Antarktis, erleben das Phänomen häufiger. Globale Folgen, etwa für das Klima, können die Forscher nicht erkennen. Womöglich wird aber die Wetterstatistik entlegener Orten weit im Norden oder Süden durch den Effekt leicht verfälscht.

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