Lügen auf der Spur:Ein Hoch auf die Gutgläubigkeit

Etwas Misstrauen braucht der Mensch? Denn nur so lassen sich Trickser und Betrüger entlarven? Ist leider gelogen.

Wer anderen grundsätzlich vertraut, erkennt Lügner besser als jemand, der prinzipiell misstrauisch ist. Zu diesem Schluss kommen Nancy Carter und Mark Weber von der University of Toronto (Social Psychological and Personality Science, online).

Lügnerin

Vor allem gutgläubige Menschen merken, wenn jemand lügt.

(Foto: iStock)

In ihrer Studie ließen sich Studenten bei der Bewerbung um einen lukrativen Job interviewen. Die Hälfte der Studenten sollte immer die Wahrheit sagen, die andere Hälfte mindestens drei Lügen über die eigene Person unterbringen.

Die Aufgabe der Versuchspersonen war es, die Videos dieser "Bewerber" anzusehen und die ehrlichen von den Lügnern zu unterscheiden. Zuvor hatten die Probanden einen Fragebogen ausgefüllt, in dem sie Aussagen wie "Die meisten Menschen sind grundsätzlich ehrlich" oder "Die meisten Menschen haben einen guten und freundlichen Charakter" bewerten sollten.

Anhand der Bewertungen dieser Sätze erkannten die Forscher, ob eine Versuchsperson seinen Mitmenschen eher kritisch oder eher wohlwollend gegenüberstand. Die Trefferquote für die Erkennung der Lügner zeigte dann das überraschende Resultat: Nicht die Misstrauischen hatten das beste Gespür dafür, wenn jemand log, sondern die Gutgläubigen.

"Menschen, die anderen vertrauen, sind also keine realitätsfernen Hans-Guck-in-die-Luft-Typen", schreiben die Autoren. Vielmehr habe es Vorteile, Gutes von Unbekannten zu denken: "Ihre zwischenmenschliche Authentizität lässt vertrauensvolle Menschen besonders gut echte Freunde, wertvolle Geschäftspartner und gute Job-Bewerber identifizieren."

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