LHC-Experimente:Weltuntergang abgesagt

Gegner der LHC-Versuche am Cern in Genf befürchten, dass dabei Schwarze Löcher entstehen, die die Erde zerstören. Die Physiker haben allerdings keine solchen Löcher beobachtet.

Inga Ludwig

Der LHC-Beschleuniger in Genf hat in acht Monaten Betriebszeit offenbar keine Schwarzen Löcher produziert. Physiker am Forschungszentrum Cern haben jedenfalls in den Daten der Milliarden von Protonkollisionen zwischen März und Oktober dieses Jahres keine Hinweise darauf gefunden.

CMS Experiment LHC Cern

Bei den Experimenten mit dem LHC-Beschleuniger in Genf sind offenbar keine Schwarzen Löcher entstanden. Und auch wenn sie entstanden wären, hätten sie die Erde nicht vernichtet, sagen die Wissenschaftler.

(Foto: Cern)

Die Ergebnisse veröffentlichten sie vergangene Woche vorab auf der Arxiv-Webseite. Beim Start der Anlage hatten Kritiker befürchtet, dass dort solche Objekte entstehen und die Erde vernichten könnten.

Die Cern-Physiker selbst halten es zwar für möglich, aber für sehr unwahrscheinlich, dass sich bei den extrem hohen Energiedichten nach einer Proton-Kollision auch winzige Schwarze Löcher bilden könnten.

Den gängigen Theorien zufolge würden diese, anders als ihre kosmischen Gegenstücke, nicht lange leben und könnten daher keinen Schaden anrichten. Stattdessen zerfallen sie sofort in einen charakteristischen Schauer von Elementarteilchen, nach dem die Forscher des CMS-Experiments jedoch vergeblich gesucht haben.

Dasselbe Ergebnis werde auch das Schwester-Experiment Atlas bald veröffentlichen, heißt es am Cern. In einer Erklärung des Forschungszentrums, die nur auf der Webseite von CMS, nicht aber unter den offiziellen Pressemeldungen des Cern veröffentlicht wurde, wird betont, dass die Theorien "hoch spekulativ" seien.

Die Suche nach den Winzlingen gehöre nicht zu den wichtigsten Zielen der Forschung. Dennoch wäre ein solcher Fund "ein sehr aufregender Schritt für die Physik".

Gegner der Experimente fürchten, dass die Löcher wachsen und unaufhaltsam Material aus ihrer Umgebung einsaugen könnten. Vor der Inbetriebnahme des LHC im Jahr 2008 hatten einige deshalb Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und vor US-Gerichten eingereicht, allerdings ohne Erfolg.

Die Wissenschaftler entgegnen, dass ähnliche Prozesse auch in der Atmosphäre stattfinden, wenn dort hochenergetische Teilchenstrahlung aus dem Weltall auftrifft. Könnten dabei stabile Schwarze Löcher entstehen, wäre die Erde längst verschwunden.

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