Vorfahren der Indianer:10 000 Jahre isoliert im Ozean

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Tundra um den Eight Mile Lake in Alaska - eine ähnliche Vegetation soll es vor rund 20 000 Jahren auf der Beringbrücke gegeben haben (Foto: Reuters)

Lebten die Vorfahren der amerikanischen Indianer lange Zeit auf der Beringbrücke zwischen Asien und Alaska? Neue Fossilienfunde untermauern die These.

Die Vorfahren der amerikanischen Ureinwohner haben möglicherweise bis zu 10 000 Jahre lang auf einer später im Meer versunkenen Landbrücke zwischen Sibirien und Alaska gelebt, bevor sie sich in Nordamerika ausbreiteten. Diese These wurde jetzt durch die Analyse von Fossilien untermauert, wie das US-Fachmagazin Science in seiner neuen Ausgabe berichtet. Die Vorfahren der Indianer überlebten demnach auf der Beringbrücke die jüngste Eiszeit - die Fossilienfunde zeigen, dass dort ein relativ mildes Klima herrschte.

Die Wissenschaftler an den Universitäten der US-Bundesstaaten Colorado und Utah sowie des Royal Holloway College an der University of London hatten die Fossilien von Pflanzen und Insekten untersucht, die aus dem Sediment der Beringbrücke stammen. Die Brücke liegt heute 50 bis 60 Meter unter der Meeresoberfläche. Vor rund 20 000 Jahren hingegen war sie von Vegetation bedeckt und rund 1000 Kilometer breit.

Feuer mit Fett

Die Analyse von Käfer-Fossilien habe gezeigt, dass die Temperaturen während der jüngsten Eiszeit vor rund 27 000 bis 20 000 Jahren auf der Landbrücke nur wenig kühler waren als sie es heute in der Region sind, berichten die Forscher. Gestrüpp und einige wenige Baumarten habe den Steinzeitmenschen das Überleben auf der Brücke ermöglicht. Dies sei damals die einzige Region der Arktis gewesen, in der solche Holzgewächse vorkamen, erläutert der Geograph Scott Elias vom Royal Holloway College. Mit dem Holz hätten die Menschen "in dieser bitterkalten Weltregion Lagerfeuer gemacht". Auf die Feuer hätten sie die Knochen erlegter Säugetiere gelegt. Das Fett aus den Knochen habe das Feuer in den arktischen Winternächten am Leben gehalten - und nur so hätten die Menschen überleben können. Die Sommer auf der Landbrücke seien wegen pazifischer Strömungen dagegen relativ warm gewesen.

Ausdehnung der Beringbrücke (Foto: American Association for the Adv; Science / AAAS)

Bereits 2007 hatte ein Team estländischer Wissenschaftler anhand von DNA-Analysen gemutmaßt, eine Gruppe direkter Vorfahren heute lebender Indianer sei mehrere Tausend Jahre in der Region der Beringbrücke isoliert gewesen. Wann die ersten Menschen den amerikanischen Kontinent erreichten, ist nach wie vor umstritten. Viele Archäologen gehen jedoch davon aus, dass sie vor etwa 15 000 Jahren ankamen, als Gletscher schmolzen und Landwege in den Kontinent freigaben. Die Vorfahren der Indianer waren vor etwa 25 000 Jahren aus Asien losgezogen. Die Theorie, dass sie bis zu 10 000 Jahre auf der Beringbrücke verbrachten, füllt die zeitliche Lücke zwischen ihrem Aufbruch aus Asien und der Ankunft in Amerika.

© Süddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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