Kritik an Biblis:Zum "Pfusch" gezwungen

Ein wissenschaftliches Gutachten rügt Planungsfehler im Atomkraftwerk Biblis. Ein Techniker des AKW hatte zuvor Schlampereien angeprangert.

Ein Gutachten des Freiburger Öko-Instituts kritisiert nach einem Bericht von Spiegel-Online Planungs- und Montagefehler im Atomkraftwerk Biblis A. Wie das Onlineportal berichtete, bestätigt das im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellte Gutachten in Teilen die Aussagen eines Technikers, der 2002 zu Nachrüstarbeiten in Biblis eingesetzt war. Der Monteur hatte sich anschließend an die atomkritische Organisation IPPNW gewandt.

Dabei berichtete der Mann nach IPPNW-Angaben von schwerwiegenden Schlampereien. Da die eingesetzten Arbeitskräfte nicht die erforderliche Routine gehabt hätten, sei es bei Elektroinstallationen zu Kurzschlüssen gekommen. Ganze Leitungsverbindungen seien geschmolzen und erheblich beschädigt worden. Spiegel-Online zitierte den Techniker mit den Worten, viele Mitarbeiter hätten Arbeiten nicht ausführen wollen, da sie gezwungen gewesen wären, "Pfusch machen zu müssen". Fehler durch falsche Messungen seien dem TÜV nicht mitgeteilt worden.

Die Nachrüstarbeiten erstreckten sich nach dem Bericht des Online-Magazins unter anderem auch auf das Notkühlsystem des Atomreaktors. Das Ökoinstitut spreche in seinem Gutachten von einer "sehr hohen sicherheitstechnischen Relevanz". Der betroffene Anlagenteil sei notwendig, um den Reaktor auch bei einem Störfall noch beherrschen zu können.

Den Angaben nach wies das Betreiberunternehmen RWE alle Vorwürfe zurück. Die Hinweise des fraglichen Technikers seien unter anderem durch einen Sachverständigen überprüft worden.

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