Kompromiss auf UN-Konferenz:Industrieländer verdoppeln Hilfen für Artenschutz

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In einer Nachtsitzung der UN-Konferenz zur Artenvielfalt hat die Weltgemeinschaft einen Kompromiss gefunden: Die Industriestaaten verdoppeln bis 2015 ihre Zahlungen an Entwicklungsländer, um das Artensterben zu stoppen. Umweltorganisationen loben den Entschluss.

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Die Zahl der vom Aussterben bedrohten Arten wächst. Doch der Einsatz gegen die Ausrottung zahlt sich manchmal auch aus: Wie die Weltnaturschutzorganisation IUCN meldet, konnte eine bereits ausgerottete Art erfolgreich ausgewildert werden.

Zwei Jahre nach ihren Beschlüssen zum Stopp des Artensterbens hat sich die Weltgemeinschaft auf eine Finanzierung des ambitionierten Plans geeinigt. Delegierte aus 193 Staaten einigten sich auf der UN-Artenschutzkonferenz (CBD) im indischen Hyderabad darauf, dass die Industriestaaten bis 2015 ihre Zahlungen an die Entwicklungsländer verdoppeln.

Die Naturschutzhilfen sollen dann 10 Milliarden US-Dollar (etwa 7,7 Mrd. Euro) jährlich erreichen, sagte ein CBD-Sprecher. Wie sich die Transferleistungen danach entwickeln, werde auf der nächsten Konferenz 2014 festgelegt.

Die Vertreter der Staaten hatten hart um einen Kompromiss gerungen - in einer langen Nachtsitzung wurde er schließlich doch noch gefunden. Vor allem Brasilien und China sperrten sich bis zuletzt gegen höhere Finanzzusagen, berichteten Beobachter. "Auch für Europa ist es angesichts der Haushaltslage vieler Mitgliedsländer im Moment schwierig", sagte Günter Mitlacher, Leiter Biologische Vielfalt beim WWF Deutschland.

Bis 2015 müssen die Europäer ihre Hilfen auf 3,4 Milliarden Euro erhöhen

Die Umweltorganisationen lobten die Haltung der afrikanischen Länder, die von Anfang an konstruktiv mitgearbeitet hätten. Sie seien auch zu eigenen Verpflichtungen bereit gewesen, sagte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Denn sie hätten erkannt, dass Naturschutz in ihrem ureigenen Interesse sei: "Der Verlust von Biodiversität wird am Ende viel teurer, als wenn wir die Arten jetzt schützen."

Die Organisationen WWF und BUND lobten den Abschluss, Konstantin Kreiser vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) feierte ihn sogar als großen Erfolg. Etwas vorsichtiger reagierte Nabu-Präsident Olaf Tschimpke, der den hart errungenen Kompromiss als "die nötige Anschubfinanzierung" bezeichnete, um dem Artensterben bis 2020 Einhalt zu gebieten. Auch die Weltnaturschutzunion (IUCN) rief die Staaten dazu auf, die Gelder "dringend aufzustocken". Dabei könnten auch neue Finanzquellen etwa aus dem Privatsektor erschlossen werden.

Die 27 EU-Staaten zahlen Nabu zufolge etwas mehr als die Hälfte des globalen Naturschutzes, nämlich 3 Milliarden Euro jährlich. Die nun verabschiedete Verdopplung werde jedoch anhand des Durchschnittswertes der Jahre 2006 bis 2010 ermittelt, der bei knapp 1,7 Milliarden Euro liege. Bis zum Jahr 2015 müssten die Europäer ihre Hilfen also um etwa 400 Millionen auf 3,4 Milliarden Euro erhöhen. Das Geld soll dem WWF zufolge für neue Nationalparke, Waldschutzgebiete und nachhaltige Landnutzungsprojekte in den Entwicklungsländern ausgegeben werden.

© Süddeutsche.de/dpa/sana - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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