Im TV-Duell der Spitzenkandidaten sind starke Worte gefragt. Wer wirkt überzeugender - Merkel oder Steinmeier? Wissenschaftler erklären die rhetorische Trickkiste.
Wer inszeniert sich besser?
Nur wer die Kunst der Selbstinszenierung beherrrscht, wird auf der politischen Bühne Erfolg haben. Psychologen haben deshalb Dutzende von Selbstdarstellungskategorien ermittelt, um das Auftreten von Wahlkämpfern zu analysieren. So formuliert der US-Psychologe Thane Pittman vier grundlegende Strategien: Einschmeicheln, Drohen, Kompetenz demonstrieren und als Vorbild erscheinen wollen.
Die Sozialpsychologin Astrid Schütz von der TU Chemnitz unterscheidet defensive von offensiven Strategien. Das Leugnen von Verantwortung sei beispielsweise defensiv. Als offensiv gelten Verhaltensweisen, mit denen Politiker ihre Expertise oder ihr soziales Prestige herausstellen, etwa indem sie sich im Glanze von Prominenten sonnen: Sagt Steinmeier von sich, dass er in der Tradition von Willy Brandt steht, dann wertet er sich über einen anderen auf.
Merkel hingegen thematisiert ihre Biografie kaum. Sie setzt darauf, sich vom politischen Gegner abzugrenzen und Bürgernähe zu demonstrieren. Das belegt etwa eine Studie der Psychologin Annina Kolbe aus dem Jahr 2006, in der sie über Jahre die Auftritte Merkels in der Sendung "Sabine Christiansen" analysierte.
Text: Nikolas Westerhoff Foto: ddp