Klonfleisch in den USA:Die Embryo-Ernte

In den USA ist Klonfleisch seit eineinhalb Jahren zugelassen. Einige Experten sind sicher, dass es längst in die Nahrungskette gelangt ist.

Moritz Koch

Das Wort "Embryo-Ernte" steht wie selbstverständlich auf der Internetseite von Trans Ova Genetics und erklärt den Werbespruch der amerikanischen Biotechfirma: Erfolg multiplizieren. Trans Ova klont Rinder, seit Jahren schon, genau wie die Wettbewerber Cyagra, Viagen und Minitube. In den USA wächst die Nachfrage nach Klontieren unaufhaltsam und bekam vor eineinhalb Jahren einen weiteren Schub.

Im Januar 2008 urteilte die Lebensmittelbehörde FDA, dass der Verzehr von Fleisch und Milch geklonter Tiere unbedenklich sei. Verbraucherschützer reagierten empört, zumal die FDA auch eine Kennzeichnungspflicht ablehnte. Es gebe keine materiellen Unterschiede zwischen geklonten und konventionell gezüchteten Tieren, argumentierte die Behörde. Also gebe es auch nichts zu kennzeichnen.

Aus diesem Grund lässt sich heute nicht mit Gewissheit sagen, ob und wie viel Klonfleisch schon über amerikanische Theken gegangen ist. Es werde noch Jahre dauern, bis die Produkte die Konsumenten erreichen, beruhigen einige Experten. Donald Coover ist anderer Meinung. Der Veterinär und Tierzüchter aus Kensas will genug Sperma von einem Klonbullen verkauft haben, um tausende Kühe zu befruchten. "Es ist ein Märchen, dass diese Technologie nicht genutzt wird und nicht schon in die Nahrungskette eingedrungen ist", sagte Coover schon im vergangenen Jahr.

Aus solchen Äußerungen speist sich die Verunsicherung der Konsumenten. Klonfleisch ist in den USA nicht weniger unbeliebt als in Europa. Um Konsumenten Entscheidungshilfen zu geben, sind viele Landwirte und Handelsketten dazu übergegangen, ihr Fleisch mit dem Hinweis "klonfrei" oder "organisch" zu versehen. Nun aber geraten sie unter Druck.

In Zeiten der Wirtschaftskrise achten die Amerikaner vor allem auf das Preisschild. Supermärkte mit Bioprodukten trifft die Rezession besonders hart. Verbraucherschützer wie die Organic Consumer Association versuchen, mit Petitionen gegenzusteuern. Sie sammeln Unterschriften, um Lebensmittelhändler dazu zu bringen, Klon-Steaks und Klon-Koteletts aus ihrem Angebot zu streichen.

Die Regierung in Washington sieht derzeit keine Veranlassung, ihre Position zu überdenken. Als einziges Zugeständnis an die Gentechnikgegner appelliert das Landwirtschaftsministerium an Fleischanbieter, sich einer freiwilligen Vereinbarung gegen den Verkauf von Klonprodukten anzuschließen. Jedenfalls so lange, bis sich die Gemüter der Verbraucher beruhigt haben.

Diese Vereinbarung bezieht sich jedoch nicht auf die Nachkommen von geklonten Tieren und ist damit praktisch bedeutungslos. Es macht keinen Sinn, geklonte Rinder zu schlachten. Sie sind schlicht zu wertvoll. Die Anfertigung einer genetischen Kopie kostet zwischen 15.000 und 25.000 Dollar. Statt sie in Stücke zu schneiden, lassen Farmer sie lieber Nachkommen zeugen. In der Sprache der Gentechniker würde man wohl sagen: zum Embryo-Anbau.

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