Klimawandel:Treue für ein gutes Klima

Scheidungen schaden der Umwelt. Das belegt eine Studie von US-Forschern. Um das Klima zu schonen, sollte man demnach über eine geplante Trennung noch einmal nachdenken - oder sich wenigstens schnell wieder verlieben.

Markus C. Schulte von Drach

Ein schlechtes Klima in der Ehe führt häufig zur Scheidung, klar. Aber was bislang unterschätzt wurde: Scheidungen wiederum verschlechtern das Klima. Und zwar weltweit.

Klimawandel: Getrenne Wege belasten das Klima.

Getrenne Wege belasten das Klima.

(Foto: Foto: istock)

Denn, wie US-Forscher jetzt berichten, die steigende Zahl von Trennungen belastet zunehmend die Umwelt. Wer also das Klima schützen möchte, der sollte seiner Beziehung noch eine Chance geben.

Was auf den ersten Blick überrascht, leuchtet bei genauem Hinsehen schnell ein: Wie Jianguo Liu und Eunice Yu von der Michigan State University in East Lansing berichten, benötigen die zwei Haushalte der Ex-Ehepartner mehr Raum, mehr Energie und mehr Wasser als eine Lebensgemeinschaft. Und der zusätzliche Verbrauch bedeutet ein Mehr an Umweltbelastung.

In zwölf Ländern untersuchten die Forscher den Effekt der Scheidung auf den Energie- und Wasserverbrauch. Allein in den USA verbrauchten Ex-Ehepaare demnach etwa 46 Prozent mehr Strom und 56 Prozent mehr Wasser als Partner in einer funktionierenden Beziehung. Schließlich teilt sich ein früheres Liebespaar nach dem Ende der Ehe ja nicht weiterhin einen Kühlschrank. Ein zweites Gerät muss her, womit sich der Stromverbrauch zum Zwecke der Kühlung bereits pro Scheidung verdoppelt.

In den Vereinigten Staaten kam auf diese Weise im Jahre 2005 ein zusätzlicher Verbrauch von etwa 73 Milliarden Kilowatt-Stunden Strom und 2,4 Billionen Litern Wasser zusammen. Und der Verbrauch von Ressourcen insgesamt stieg nach einer Trennung pro Person um 42 bis 61 Prozent.

Die Forscher hatten neben den USA auch die Scheidungseffekte in Weißrussland, Brasilien, Kambodscha, Ecuador, Griechenland, Kenia, Mexiko, Rumänien, Südafrika und Spanien untersucht.

Wie sie berichten, hätte man es in allen diesen Ländern zusammengenommen mit 7,4 Millionen weniger Ressourcen verbrauchenden Haushalten zu tun, wenn alle getrennten Partner zu durchschnittlichen Ehepaar-Haushalten kombiniert würden.

Der das Klima schädigende Scheidungseffekt betrifft übrigens nicht nur die Industriestaaten wie die USA. Auch Entwicklungs- und Schwellenländer sind betroffen. Denn "selbst in China, wo Scheidungen traditionell eher ungewöhnlich sind, sind die Scheidungsraten in letzter Zeit erheblich angestiegen", schreiben die Wissenschaftler in den Proceedings of the National Academy of Science (DOI: 10.1073/pnas.0707267104)

Die Auswirkungen von Scheidungen und Trennungen auf die Umwelt sollten deshalb bei persönlichen Entscheidungen und auch in der Politik berücksichtigt werden, empfehlen die Forscher. "Eheähnliche Gemeinschaften und erneute Hochzeiten könnten Wege sein, den Effekten der Trennung von Scheidung entgegenzuwirken."

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