Wetterphänomene:Hitze und Flut

In Russland sterben Menschen bei Waldbränden, in Pakistan leiden Millionen unter der Flut. Eine Wissenschaftlerin sieht einen Zusammenhang zwischen beiden Wetterkatastrophen.

Cordula Sailer

Zur Zeit ist das Wetter gleich an mehreren Orten von Extremen geprägt: In Russland wüten aufgrund von Dürre und Rekordtemperaturen schwere Waldbrände. Die Flammen lodern auf mehreren tausend Hektar Land, durch die giftigen Rauchschwaden hat sich die Zahl der Sterbefälle in Moskau auf täglich etwa 700 verdoppelt. Die Gläubigen beten für Regen.

In Pakistan gibt es davon genug. Hier kämpfen 14 Millionen Menschen mit Niederschlägen, die einer Sintflut gleichen. Bereits mehr als 1000 Menschen sind bei der größten Flutkatastrophe in der Geschichte des Landes gestorben.

Der Atmosphärenforscherin Olivia Romppainen-Martius zufolge sind diese gleichzeitigen Wetteranomalien kein Zufall, sie ist der Meinung: Die Phänomene stehen in einem Zusammenhang. Die Hitzewelle über Russland verstärke das Starkwindband über dem Himalaya, erklärt die Wissenschaftlerin im Gespräch mit dem Tages-Anzeiger. Dieser sogenannte Jetstream würde wiederum starke Niederschläge begünstigen. "In Kombination mit einem außergewöhnlich starken Monsun kam es zu heftigen Niederschlägen über Pakistan und Nordindien", so Romppainen-Martius weiter.

Andere Experten sehen hingegen keinen Zusammenhang."Pakistan liegt in einem völlig anderen klimatologischen Bereich als Russland und zwar im Monsungürtel", erklärt Andreas Friedrich, Diplom-Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach. In der Monsunregion konzentrieren sich seinen Angaben nach die Niederschläge immer während bestimmter Jahreszeiten.

Dieses Jahr seien die Monsun-Regenfälle allerdings besonders stark und weiter ins Landesinnere gewandert, als dies sonst der Fall sei, so Friedrich. Der Grund dafür sei das das Wetterphänomen La Niña. "Dieses Phänomen sorgt unter anderem für eine höhere Wassertemperatur im Bereich des Indischen Ozeans. Das hat zur Folge, dass die Luft darüber mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann", schildert Friedrich den Prozess.

Die Konsequenz daraus ist, dass die Regenwolken über Pakistan wiederum mehr Feuchtigkeit abladen. Der um diese Jahreszeit dort übliche Monsun-Regen wird durch das La-Niña-Phänomen verstärkt.

An mehreren Tagen konnten Wetterstationen in Pakistan Niederschläge von bis zu 280 Litern pro Quadratmeter messen. Das entspricht laut Angaben des Deutschen Wetterdienstes etwa der Durchschnittsmenge, die in Deutschland während eines Sommers fällt.

Das Hoch über Russland, das den Menschen dort vermehrt warme Luft aus südlichen Breiten beschert hat, hält Friedrich für eine eher zufällige Anomalie. Ob wir durch den Klimawandel in Zukunft mehr Angst vor solchen extremen Wetterlagen haben müssen, könne man allerdings nicht pauschal sagen.

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