In Saintes-Maries-de-la-Mer arbeitet eine mechanische Schaufel im Étang von Fangassier, der Brackwassersee ist so lange trockengelegt. Der Motor häuft einen kleinen Erdhügel auf: genug, um den rosa Flamingos einen neuen Platz zu bieten, wo sie sicher vor Füchsen in den alten Salzsümpfen nisten können. Man musste handeln: Ihre alte Brutinsel ist schon unter Wasser. Und im Delta zwischen den Rhône-Armen scherzt man nicht mit dem Symbolvogel der Camargue, auch wenn es dort 12 000 Paaren gut geht. Die Naturregion im Südwesten am Mittelmeer ist berühmt für die vielen Tier- und Pflanzenarten, denen sie Schutz gibt, für Reis und Salzsümpfe. Doch die Camargue ist in Gefahr.
Es sind mehr Anstrengungen nötig, denn das Meer wird infolge der Klimaerwärmung einen Gutteil der 6500 Hektar bedecken, die vor Kurzem das "Conservatoire du littoral" im Département Bouches-du-Rhône aufgekauft hat, die Schutzbehörde des Küstengebiets. Das Unternehmen, dem die Salinen "Salins du Midi" gehörten, fing 2008 an, sie zu verkaufen: Es wurde immer schwieriger, die Salzwasserteiche auszubeuten. Die neuen Besitzer verzichten darauf, gegen steigende Wasserspiegel mit Pumpen und immer höheren Dämmen anzukämpfen, wie es die Salzproduzenten taten.
"Wir schätzen, dass 1000 oder 2000 Hektar wieder Salzsteppe werden, auf der hier traditionell Stiere und Pferde weiden, die tieferen Teile werden überschwemmt." Wo genau? "Das weiß man nicht", gibt Gael Hemery zu, Hüter der Uferzonen im Herzen des Naturparks Camargue. Der Damm vor ihm hat sich an mehreren Stellen gesenkt. Wellen prallen an, dringen ein und reduzieren den bescheidenen Rest der Düne zum Nichts. Vor 50 Jahren breiteten sich vor dem Damm noch 300 Meter Strand aus. Das Meer ist stärker. Es ist nur eine Zeitfrage. Wenn es die jetzt für die frühere Saline Verantwortlichen vorziehen, "den Rückzug der Küstenlinie zu begleiten", wie Gael Hemery sagt, ist es denkbar, natürliche, unbebaute Räume dem Meer zu überlassen - auf die Gefahr, bei den Camargue-Einwohnern auf Unverständnis zu treffen. Sie mühten sich immer, dem Meer etwas abzugewinnen.
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