Klimawandel:Das Schmelzen macht Pause

Arktis

Eisberge im Eisfjord von Ilulissat auf Grönland

(Foto: dpa)

In der Arktis hat so viel Packeis überdauert wie zuletzt 2009. Eine Trendwende sehen Klimawissenschaftler darin aber nicht.

Von Christopher Schrader

In der Arktis hat das Meereis vor wenigen Tagen sein jährliches Minimum erreicht. Einen neuen Rekord gibt es nicht zu vermelden: 5,1 Millionen Quadratkilometer waren um den 11. September herum zu mindestens 15 Prozent mit Eis bedeckt, vermelden die Universitäten Hamburg und Bremen sowie das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Das ist ähnlich viel wie 2009, aber deutlich mehr als 2012, als die Fläche nur zwei Drittel des diesjährigen Wertes einnahm. Auch in den Jahren 2007, 2008, 2010 und 2011 gab es jeweils Mitte September beim Übergang von der Schmelz- zur Frostsaison weniger Eis.

"Der diesjährige Wert bedeutet allerdings keine Trendwende", sagt Lars Kaleschke von der Universität Hamburg. "Die Fläche beim Eisminimum hängt stark von zufälligen Prozessen beim Wetter und den Strömungen ab, der darunterliegende Trend ist ungebrochen."

Der Messwert von 2013 liegt deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010 und unter allen Ergebnissen vor 2007. Der wichtigste Grund ist, dass der Anteil von dickem mehrjährigen Eis immer weiter zurückgeht. Saisonales Eis ist dünner und schmilzt schneller. Die Details und die jährlichen Unterschiede besorgt vor allem das Wetter. 2012 hatte ein Sturm im August das Eis zersplittert, sodass es schneller abschmolz. Dieses Jahr lagen stabile Tiefs über dem Nordpol und unter den Wolken war es ruhig und kühl.

Dass das Minimum erreicht ist, bestätigen auch die Angaben der amerikanischen Beobachter am National Snow and Ice Data Center (NSIDC) sowie japanische und norwegische Messungen. "Jedes Institut wertet die Daten der Satelliten mit eigenen Verfahren aus, darum unterscheiden sich die absoluten Werte", sagt Christian Melsheimer von der Universität Bremen. Insbesondere ist die Abgrenzung schwierig, wo an Küsten und Inseln das Meereis aufhört.

In diesem Jahr hat sich das Eis vor allem auf der amerikanischen Seite gehalten. Die Nord-West-Passage zwischen Atlantik und Pazifik war nach Angabe des NSIDC blockiert. Auf der sibirischen Seite war die Schifffahrtsroute jedoch frei. Das kompakte Packeis, also die Fläche mit 90-prozentiger Eisbedeckung, sei nördlich der russischen Inselgruppen Franz-Josef-Land und Sewernaja Semlja hinter den 88. Grad nördlicher Breite zurückgewichen, melden die deutschen Institute; das sind nur 220 Kilometer zum Nordpol. In den 1990er-Jahren hatte das kompakte Packeis am Ende des Sommers noch den 80. oder 82. Breitengrad erreicht, fast 900 Kilometer weiter südlich.

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