15 Jahre nach Tschernobyl:Waldpilze und Wildbret noch immer belastet

Der Maronenröhrling und Wildschweinfleisch enthalten noch zuviel radioaktives Cäsium 137, Belastung in Nordeuropa erst in Jahrzehnten leichter.

Angelika Jung-Hüttl

In Deutschland war nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl vor allem über Bayern radiaktiver Niederschlag gefallen. Noch jetzt nach 15 Jahren sind Waldpilze und Schwarzwild durch radioaktives Cäsium 137 belastet.

Vor allem Maronenröhrlinge nehmen das radioaktive Cäsium 137 aus dem Tschernobyl-Outfall vom Boden auf (Foto: fotodisc)

Vor allem der Maronenröhrling

Das bayerische Umweltministerium rät davon ab, übermäßig viel Waldpilze und Wildfleisch zu verzehren. Die radioaktive Belastung durch den Reaktorunfall von Tschernobyl sei zwar weitgehend abgeklungen, sagte Umweltminister Schnappauf vor kurzem in München. Jedoch könnten Pilzgerichte mit 200 Gramm der besonders belasteten Maronenröhrlinge zu einer "effektiven Strahlendosis von 0,002 Millisievert" führen. Dies entspreche dem tausendsten Teil der Jahresbelastung der Bevölkerung aus natürlichen und künstlichen Quellen, betonte Schnappauf.

Das Umweltinstitut München meldete bereits im vergangenen Frühjahr, dass Pilze wie die Maronen durchschnittlich etwa zehn Mal mehr Cäsium aufnehmen als Steinpilze oder Pfifferlinge."

Wildschweinfleisch extrem belastet

Das Wildschweinfleisch ist teilweise noch so stark verseucht, dass es als Sondermüll entsorgt werden muss, meldete im April 1999 die Bundesanstalt für Fleischforschung im bayerischen Kulmbach. Rehe und Hasen wurden jedoch "im Normalfall" als unbedenklich eingestuft.

Situation in Nordeuropa

Das Wissenschaftsmagazin Nature berichtete im Mai vergangenen Jahres über das radioaktiven Cäsium 137 aus dem Fall-Out in den Böden Nordeuropas und Russlands. Bei Schaffleisch aus dem britischen Hochland könnten noch im Jahr 2015 die für Lebensmittel gültigen Grenzwerte überschritten werden. Kontrollen seien bis dahin nötig.Nahrungsmittel wie Fische, Waldbeeren und Pilze aus ehemaligen Sowjetgebieten in der Umgebung von Tschernobyl sind so stark belastet, dass sie - vom Zeitpunkt des GAUs an gerechnet - ein halbes Jahrhundert lang überhaupt nicht verzehrt werden können.

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