Italien:Forscher entschlüsseln lateinische Inschrift unter Mussolini-Obelisk in Rom

Lesezeit: 1 min

Fahrt durch Florenz: Adolf Hitler (l) und der italienische Duce Benito Mussolini (Foto: DB/dpa)
  • Forscher entziffern einen Text, der im Sockel des Mussolini-Obelisken in Rom ruht.
  • Der lateinische Text glorifiziert den "Duce" und seine Taten.
  • Den Forschern zufolge sei er als Botschaft an die Zukunft gedacht.

Italiens faschistischer Machthaber Mussolini verstand es, sich durch Propaganda zu inszenieren. Die richtete sich allerdings nicht nur an Zeitgenossen, sondern auch an künftige Generationen. Eine solche Nachricht haben nun Forscher aus den Niederlanden entschlüsselt.

Der lateinische Text, geschrieben auf ein Stück Pergament, wurde im Sockel des 300 Tonnen schweren Mussolini-Obelisken im Foro Italico in Rom gefunden. Dort befindet er sich zusammen mit einigen Goldmünzen seit 1932, dem Jahr, in dem das Monument errichtet wurde. Mussolini regierte Italien von 1922 bis 1943.

Bettina Reitz-Joosse und Han Lamers, zwei Wissenschaftler aus den Niederlanden, die zur Bedeutung des Lateinischen für das Mussolini-Regime forschen, haben die Inschrift nun zu entschlüsseln versucht. Dabei stützten sie sich auf Quellen in römischen Archiven und Bibliotheken.

Der BBC zufolge vermutet Reitz-Joosse, dass der Text nicht für Zeitgenossen bestimmt gewesen sei. "Der Obelisk war ein großes Spektakel, aber über die Existenz dieses Textes gibt es überhaupt keine Berichte. Die Nachricht war für ein Publikum in der fernen Zukunft gedacht", sagte die Forscherin.

Da die italienischen Faschisten selbst an archäologischen Entdeckungen interessiert waren, hätten sie wohl eigene Botschaften hinterlassen wollen, vermutet sie. Dabei ging es ihnen vor allem darum, die Bedeutung ihrer Taten zu unterstreichen.

Die Entdeckung enthält eine eigene Ironie

Der Text im Fundament des Obelisken ist etwa 1200 Worte lang und umfasst drei Teile. Der erste Abschnitt beschreibt die Erfolge des Faschismus und den Aufstieg Mussolinis, der Italien durch übermenschliche Einsicht und Entschiedenheit gerettet habe. Der "Duce" werde den Forschern zufolge im Stile eines römischen Kaisers inszeniert.

Der zweite Teil widmet sich der faschistischen Jugendorganisation, vor deren Hauptquartier der Obelisk stand. Der letzte Abschnitt schließlich beschreibt die Errichtung des Foro Italico und des Obelisken selbst. Neben der Inschrift sei eine Medaille gefunden worden, die Mussolini mit einem Löwenfell über dem Kopf zeige. Ähnliche Medaillen seien in der Renaissance häufig unter Obelisken versteckt worden, erklären die Forscher. Texte dagegen seien ungewöhnlich.

Dass der Text auf Latein verfasst ist, wundert Reitz-Joosse dagegen nicht. Die Faschisten hätten mit der lateinischen Sprache eine Verbindung zwischen ihrem Regime und dem alten Römischen Reich herstellen wollen.

Die Entdeckung enthält allerdings eine eigene Ironie: Schließlich kann der Text nur gefunden werden, nachdem der Obelisk - und damit auch das faschistische Regime - zu Fall gebracht wurden.

© SZ.de/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: