Invasive Arten:Mit Bio-Waffen fischen

Vor etwa 160 Jahren brachten Züchter Karpfen nach Australien. Einige der Tiere entwischten aus Fischfarmen in die Freiheit. Seitdem vermehren sie sich wie verrückt und verdrängen einheimische Arten. Die Regierung will Karpfen nun mit Herpes-Viren bekämpfen.

Australien will dem vor mehr als 160 Jahren eingeführten Karpfen mit einer umstrittenen Strategie den Garaus machen. Die Regierung plant, ein ansteckendes Herpes-Virus in Australiens größtem Flusssystem Murray-Darling-Becken im Südosten des Kontinents einzusetzen. Dort machen die Karpfen 80 bis 90 Prozent der Fischmasse aus. Ziel ist es, die Zahl der Karpfen zu verringern und heimische Arten zu schützen. Wissenschaftler warnen, dass dieser Plan große Risiken berge. Zunächst müssten mehr Daten zu Sicherheit und Effizienz vorliegen, bevor das teure und unumkehrbare Experiment losgehe, fordern sie in einem Beitrag im Wissenschaftsmagazin Science. Bei dem Erreger handelt es sich um das karpfen-spezifische Virus CyHV-3, das in Australien nicht vorkommt und Zuchtkarpfen tötet. Ursprünglich war der Karpfen in den 1860er Jahren für den Aufbau von Fischfarmen in Australien eingeführt worden. Eine Karpfen-Linie, die Boolara, geriet in den 1960er Jahren dann aber aus Versehen in das Flusssystem. Seitdem vermehren sich die Fische und verdrängen heimische Arten. Karpfen können sich den Forschern zufolge sehr gut auf viele Lebensräume einstellen, und das sogar bei schlechter Wasserqualität. Die Wissenschaftler um Jonathan Marshall von der Griffith Universität in Nathan fürchten, dass das Virus von infizierten Karpfen auch auf andere Fischarten überspringen kann. Zudem sei unklar, ob das Virus befallene Karpfen zuverlässig töte.

© SZ vom 27.02.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: