Internationale Energie-Agentur:"Weltweite Energierevolution notwendig"

In ihrem diesjährigen Weltenergieausblick fordert die IEA einen radikalen Umbau der globalen Energieversorgung - trotz der gegenwärtigen Finanzkrise.

Die Internationale Energie-Agentur IEA hat einen radikalen Umbau der gesamten Energieversorgung weltweit gefordert. In Anbetracht schwindender Ölreserven und einer drohenden Klimakatastrophe fordert die Organisation eine "weltweite Energierevolution".

Internationale Energie-Agentur: Ohne Gegenmaßnahmen werden der Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen bis 2030 um jeweils 45 Prozent steigen.

Ohne Gegenmaßnahmen werden der Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen bis 2030 um jeweils 45 Prozent steigen.

(Foto: Foto: ddp)

"Das globale Energiesystem steht am Scheideweg", heißt es im heute in London veröffentlichten World Energy Outlook. Die derzeitige Art der Energienutzung könne auf Dauer nicht Bestand haben - aus Gründen des Klimaschutzes, aber auch, weil sie sozial und wirtschaftlich keine Zukunft habe. Energie müsse besser genutzt werden und zugleich weniger Kohlendioxidausstoß verursachen, erklärte der Leiter der Energieagentur, Nobuo Tanaka, bei der Vorstellung des jährlichen Berichts.

Die Experten der IEA, einer Organisation der 30 größten Industrieländer, verweisen in dem Bericht vor allem auf die schwindenden Ölreserven, die den wachsenden Bedarf nicht auf Dauer und vor allem nicht preisgünstig decken könnten.

Zudem wären katastrophale Folgen für das Weltklima zu befürchten, wenn die Energieversorgung nicht umgebaut werde. Nötig sei eine Abkehr von der auf fossile Brennstoffe gestützten Wirtschaft hin zu mehr erneuerbaren Energien. Ein Schlüssel für den Umbau sei zudem das Energiesparen.

Der Bericht soll politischen Entscheidungsträgern weltweit helfen, die Herausforderungen schrumpfender Ölressourcen, hoher Energiepreise und steigender Treibhausgasemissionen richtig einzuschätzen und zu bewältigen. Ein Punkt lag dem Leiter der IAE besonders am Herzen: "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Finanzkrise die dringend notwendigen politischen Entscheidungen zur Sicherung der Energieversorgung und der Drosselung der Treibhausgasemissionen verzögert."

Die Experten der Agentur haben berechnet, dass der Energieverbrauch zwischen 2006 und 2030 im Schnitt jährlich um 1,6 Prozent wachsen wird, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. "Dies würde zu einem Anstieg von 45 Prozent führen", warnt die IEA.

Die Zunahme gehe vor allem auf den wachsenden Bedarf in China und Indien sowie dem Nahen Osten zurück. Zugleich würde der CO2-Ausstoß weltweit um 45 Prozent steigen - verursacht zu drei Vierteln von eben diesen drei Ländern beziehungsweise Regionen.

Während derzeit noch 85 Millionen Barrel pro Tag benötigt würden, gehe man von einer Nachfrage von 106 Millionen Barrel pro Tag im Jahre 2030 aus. Demnach bleibt Öl noch über viele Jahre die wichtigste Energiequelle. Es sei aber unklar, woher es komme und wie teuer es sein werde. Selbst wenn die Nachfrage auf dem heutigen Stand bliebe, wäre "etwa die Kapazität von vier Saudi-Arabiens notwendig, um den Rückgang der Förderung aufzufangen", erklärte Tanaka.

Eines sei sicher, warnte der IAE-Chef: "Die Zeit des billigen Öls ist vorbei." Die Art, wie sich Energiereserven und Energieverbrauch derzeit entwickelten, sei "offenkundig nicht nachhaltig". Bei der geplanten Umweltkonferenz der Vereinten Nationen im kommenden Jahr müssten die Teilnehmer "einen neuen, weltweiten Klimavertrag" aushandeln. Sonst drohe ein Anstieg der globalen Temperatur um bis zu sechs Grad.

Wollte man dagegen die Temperaturerwärmung bei etwa zwei Grad stabilisieren, müssten die Emissionen etwa dem entsprechen, was allein die Nicht-OECD-Länder derzeit an Treibhausgasen ausstoßen. Ihre Analyse zeige, dass die OECD-Länder allein dieses Ziel nicht erreichen könnten, "selbst wenn sie ihre Emissionen auf null reduzieren würden", warnte Tanaka.

Trotz allem versuchte der IAE-Chef die Öl-Industrie zu beruhigen. Selbst für dieses Szenario geht man in der Agentur davon aus, dass die OPEC-Produktion im Jahre 2030 um zwölf Millionen Barrel Öl pro Tag höher liegen muss als heute. "Es ist klar, dass der Energiesektor eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen wird", erklärte Tanaka.

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