Insekten:Käfer tarnt sich als Hintern

Insekten: Die schwarze Kugel auf dem Hinterleib der Ameise ist kein Körperteil sondern ein Parasit.

Die schwarze Kugel auf dem Hinterleib der Ameise ist kein Körperteil sondern ein Parasit.

(Foto: M.Maruyama)
  • Durch Zufall haben Forscher eine neue Käferart entdeckt. Das Insekt versteckte sich auf dem Hinterleib einer Treiberameise.
  • Der auf den Namen "Nymphister kronaueri" getaufte Käfer mischt sich unter Ameisen, um von deren Futter etwas abzubekommen.

Von Andrea Hoferichter

Bei einer nächtlichen Ameisensammelaktion in Costa Rica haben Forscher blinde Passagiere der besonderen Art entdeckt. Auf manchen Treiberameisen hingen huckepack dunkelbraune Käfer wie ein zweites Hinterteil. Sie klammerten sich mit ihren langen Mundwerkzeugen zwischen dem mittleren und dem letzten Körperglied der Ameisen fest. Offenbar gehören sie einer bisher unbekannten Spezies an, wie die Wissenschaftler im Fachblatt BMC Zoology berichten.

Eher zufällig konnten sie die Tiere im Taschenlampenlicht entlarven. "Mein Kollege Daniel Kronauer bemerkte, dass manche Ameisen irgendwie seltsam aussahen", sagt Christoph von Beeren von der Technischen Universität Darmstadt. Dann entdeckten die Forscher am Hinterteil einer Ameise ein braunes Kügelchen, das sich aber selbst mit einer Pinzette nicht entfernen ließ.

Die Käfer reisen huckepack auf den Ameisen

Erst als Beeren den Fund im Sammelglas ordentlich durchschüttelte, fiel die Kugel ab und fuhr Beine und Fühler aus. "Das war schon ein besonderer Moment", erinnert er sich. Nur wenige Monate später bestätigte der Taxonom Alexey Tishechkin vom National Museum of Natural History in Washington D. C., dass es sich bei dem Anhängsel um eine neue Art handelt. Die Forscher tauften sie nach ihrem Entdecker Nymphister kronaueri.

Die Käfer mischen sich aus gutem Grund unter das Ameisenvolk, das in der Regel üppige Beute macht und ihnen einen Anteil davon abgibt. Die Treiberameisen, die zu Zehntausenden auf Jagd gehen, führen ein Nomadenleben und wechseln nachts immer mal wieder ihren Standort. Die Käfer reisen dann einfach mit. Und nicht nur sie. Auch Silberfische, Milben, Fliegen und Tausendfüßler sind mit von der Partie. Die Zahl der schmarotzenden Arten herauszufinden war die ursprüngliche Aufgabe der Forscher. Das Ergebnis steht aber noch nicht fest. "Vermutlich werden wir noch mehr bisher unbekannte Arten identifizieren können", sagt Beeren.

Die Huckepack-Methode der neuen Käferart ist dem Biologen zufolge bisher einzigartig. Zwar wurden Anfang der 1930erJahre schon einmal Käfer beobachtet, die sich an Ameisen festklammern. "Aber diese Spezies hängt sich unter den Bauch", berichtet Beeren. Zudem habe der Käfer Nymphister kronaueri eine außergewöhnlich raue und haarige Oberfläche, ähnlich wie die Treiberameisen. Dadurch blieben die blinden Passagiere vermutlich selbst dann unentdeckt, wenn sich die Ameisen gegenseitig abtasten. Möglicherweise tarnen sich die Käfer sogar olfaktorisch. "Wir kennen das von anderen Parasiten. Sie parfümieren sich regelrecht mit Ameisenduft, um nicht entlarvt zu werden", erzählt Beeren. Ob das bei der neu entdeckten Käferart auch so ist, will er als Nächstes herausfinden. Am Montag fliegt er wieder nach Costa Rica.

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