Impfstoff:Erfolg gegen Malaria

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Ein an Kindern und Säuglingen in Afrika getesteter Impfstoff hat erstmals einen "bedeutenden Schutz" vor der Infektion mit dem Malariaerreger gezeigt.

Hanno Charisius

Im Kampf gegen die Seuche Malaria zeichnet sich Hoffnung ab. Ein an Kindern und Säuglingen in Kenia und Tansania getesteter Impfstoff habe erstmals einen "bedeutenden Schutz" vor der Infektion mit dem Malariaerreger gezeigt, teilten Wissenschaftler am Montag mit. Das sei das Resultat zwei großer Impfstoffstudien.

Jebbeh Amara hat eines ihrer drei Kinder durch die Malaria verloren. (Foto: Foto: Reuters)

"Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass sich unsere Bemühungen für die Entwicklung einer Impfung endlich auszahlen", sagt Christian Loucq, Direktor der internationalen Malaria Vaccine Initiative MVI, die die Untersuchungen in Afrika koordiniert hat. Die Menschheit stehe nun dichter vor der Markteinführung eines Impfstoffs als je zuvor.

Jährlich sterben mehr als eine Million Menschen an Malaria

Ein solches Mittel ist bitter nötig. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben jährlich mehr als eine Million Menschen an einer Infektion mit Plasmodium-Parasiten, die das Wechselfieber hervorruft. 90 Prozent der Todesopfer stammen aus Afrika, meist sind es Kinder. 40 Prozent der Weltbevölkerung leben in malariagefährdeten Gebieten.

In einer der beiden jetzt im New England Journal of Medicine veröffentlichten Untersuchungen war zudem untersucht worden, ob der Malaria-Impfstoff RTS,S/AS die Immun-Reaktion auf eine Kombinationsimpfung gegen Diphtherie, Keuchhusten, Wundstarrkrampf, Kinderlähmung und eine Infektion mit dem Bakterium Haemophilus Influenza beeinträchtigt.

170 Säuglinge in Tansania bekamen dazu im Alter von acht Wochen die erste Dosis von dem Impfstoffkandidaten. Eine ebenso große Vergleichsgruppe bekam statt der Testsubstanz einen lange zugelassenen Impfstoff gegen Hepatitis-Viren.

Im Beobachtungszeitraum von sechs Monaten reduziert das Test-Vakzin die Infektionsrate um 63Prozent. "Den Ergebnissen zufolge ist es möglich, RTS,S gemeinsam mit anderen Kinderimpfungen zu verabreichen, was die Lieferung in die betroffenen Gebiete erleichtert und kostengünstiger macht", schreiben die Autoren in dem Fachjournal (Bd.359, S.2533, 2008).

In der zweiten Untersuchung des Malaria-Impfstoffs wurde an 894 Kindern zwischen fünf und 17Monaten Wirksamkeit und Sicherheit eines Zusatzmittels getestet, das die Immun-Reaktion auf die Impfung erhöhen soll. Die Hälfte der Kinder aus Kenia und Tansania bekam die Malaria-Impfung, die andere Hälfte ein Mittel gegen Tollwut gespritzt.

Diese Impfvariante reduzierte die Zahl der schweren Erkrankungen in dem Beobachtungszeitraum von acht Monaten um 53 Prozent (Bd.359, S.2521, 2008). In beiden Studien traten geringe unerwünschte Nebenwirkungen auf jedoch jeweils seltener in den Test- als in den Vergleichsgruppen.

Die beteiligten Forscher und die MVI feiern die Resultate als historischen Erfolg im Kampf gegen Malaria. Damit sei endlich wieder ein Impfstoffkandidat in die letzte Phase der klinischen Entwicklung gelangt. In Folgestudien, die im kommenden Jahr beginnen sollen, muss er nun beweisen, dass er seinen Schutz auch in anderen Regionen entfaltet und wirklich sicher ist. In drei bis vier Jahren könnten die ersten Ergebnisse vorliegen und bei Erfolg eine Zulassung des Medikament beantragt werden.

Bisherige Impfversuche scheiterten immer an der Raffinesse des Erregers, der sich gut im Körper der infizierten Menschen verstecken kann. Der Wirkstoff RTS,S wurde in den späten 1980er Jahren von dem Pharmakonzern GlaxoSmithKline hergestellt und zunächst an Freiwilligen aus den USA getestet. Seit 2001 arbeitet das Unternehmen zusammen mit der MVI an der Entwicklung des Impfstoffs.

© SZ vom 09.12.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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