Illegaler Handel:Wal-Sushi

Japan fängt jedes Jahr etwa 1000 Wale - angeblich zu Forschungszwecken. Wie gerät Walfleisch dann in Restaurants in Kalifornien und Korea?

Katrin Blawat

85 Dollar mussten die beiden Frauen für ihr Mittagessen im Restaurant "The Hump" in Los Angeles bezahlen. Auf der Rechnung standen Gerichte mit rohem Pferde- und Walfleisch. Seit 24 Jahren ist die kommerzielle Waljagd verboten.

Wie also gelangte das Walfleisch im Oktober vergangenen Jahres auf die Speisekarte eines kalifornischen Restaurants? Die beiden Frauen, die diese Frage klären wollten, waren Mitglieder der Crew, die den Dokumentarfilm "Die Bucht" gedreht hat. Der Film prangert die blutige Jagd auf Delphine an.

Die Frauen packten heimlich kleine Stückchen des servierten Fleisches ein und schickten sie an Scott Baker, Vize-Direktor des Instituts für Meeressäugetiere an der Oregon State University. Baker stellte zum einen fest, dass das angebliche Pferdefleisch von einem Rind stammte.

Doch brisanter waren Bakers übrige Untersuchungsergebnisse: Das Walfleisch stamme von einem Seiwal, der vermutlich im Rahmen des japanischen Walforschungsprogramms gefangen worden sei, berichtet Baker im Fachblatt Biology Letters (online). Seit mehr als einem Jahrzehnt hat er sich darauf spezialisiert, mittels DNS-Tests die Herkunft von Walfleisch zu bestimmen.

Dazu vergleicht er Erbgut-Abschnitte aus dem Fleisch, das in Restaurants serviert wird, mit Daten, die japanische Walfänger - oder, wie die Japaner sagen, Walforscher - veröffentlicht haben.

Japan fängt jedes Jahr etwa 1000 Wale - ausschließlich zu Forschungszwecken, wie das Land versichert. Die jüngst untersuchten Walfleisch-Proben stammten vermutlich aus einer Population, die Japan 2007 und 2008 bejagte, schreibt Baker. Außerdem untersuchte er weitere Walfleisch-Stücke, die 2009 in einem Restaurant in Seoul serviert wurden.

Ein Teil dieses Fleisches stamme wahrscheinlich von einem Finnwal, von dem Teile bereits zwei Jahre zuvor in Japan auf dem Markt gekommen waren. "Wenn Produkte desselben Wals 2007 in Japan und 2009 in Korea verkauft werden, zeigt dies, dass der internationale Handel mit Walfleisch noch immer ein Thema ist", sagt Baker.

Hinweise auf illegalen Handel mit Walfleisch in Japan haben Forscher schon in der Vergangenheit erhalten. So fanden die Wissenschaftler vor einigen Jahren auf einem japanischen Markt Fleisch von einem Buckelwal, der nur vor der Küste Mexikos heimisch ist. "Wie gelangt ein mexikanischer Wal auf einen japanischen Markt?" fragte damals Bakers Kollegin Gina Lento. "Wir haben keinerlei Hinweise, dass mexikanische Wale nach Japan migrieren."

Das Restaurant "The Hump" in Los Angeles, einst berühmt für seine ungewöhnlichen Kreationen, hat inzwischen geschlossen. Damit wolle es, so heißt es auf der Homepage, "Aufmerksamkeit wecken für den Schaden, der illegaler Walfang für den Erhalt des Ökosystems Meer und für seine Bewohner hat".

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