Ig-Nobelpreise verliehen:Ein Bericht über Berichte über Berichte

An der Havard University sind die Ig-Nobelpreise vergeben worden. Die Auszeichung geht jedes Jahr an Wissenschaftler, die besonders skurrile Studien veröffentlicht haben. Diesmal dabei: Die Erfinder des "SpeechJammers" und Forscher, die bei einem toten Lachs Hirnaktivität gemessen haben. Und wer hätte gedacht, dass Patienten bei Dickdarmspiegelungen explodieren können?

Vielleicht ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die erste Rede eines Politikers von gelangweilten Zuhörern mit dem "SpeechJammer" vorzeitig beendet wird. Die von den Japanern Kazutaka Kurihara und Koji Tsukada entwickelte Erfindung bringt Redner mit einem Echo der eigenen Worte aus dem Takt. Wo kann man das Ding kaufen?

An der Harvard University jedenfalls ist man über die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die sich auch noch so praktisch anwenden lassen, begeistert. So sehr, dass die zwei Forscher des National Institute of Advanced Industrial Science and Technology in Tsukuba, Japan mit dem Ig-Nobelpreis ausgezeichnet wurden.

Mit dem Preis würdigt das Ig-Nobel-Komitee der Universität in Cambridge, Massachusetts besonders skurrile wissenschaftliche Studien. Der Name ist ein Wortspiel: ignobel bedeutet unwürdig, schmachvoll, schändlich. Die Preisträger zeigen sich in der Regel allerdings nicht beleidigt, sondern beweisen, dass auch Wissenschaftler Spaß verstehen. "Einen Ig-Nobel zu gewinnen war mein Traum als verrückter Wissenschaftler", sagte Kurihara bei der Preisverleihung. Einen weiteren Preis erhielten die Forscher Anita Eerland, Rolf Zwaan und Tulio Guadalupe von der Erasmus University in Rotterdam, die herausgefunden haben, warum eine Neigung nach links den Eiffelturm kleiner aussehen lässt.

Große Bedeutung maß die Kommission auch einer Studie von Wissenschaftlern um Craig Bennett von der University of California in Santa Barbara, bei - und das zu recht. Die vier Fachleute konnten zeigen, dass die Hightech-Geräte der Hirnforscher - zusammen mit einfacher Statistik - dazu führen können, nur scheinbar bedeutungsvolle Hirnaktivität nachzuweisen. Das gelang ihnen sogar in einem toten Lachs, der seit der Studie in der Gemeinde der Wissenschaftler berühmt und berüchtigt ist.

Weitere Preise gingen an ein angloamerikanisches Team für die Erklärung, warum Pferdeschwänze federn, an einen Schweden, der herausbekommen hat, wieso in einer Stadt in seiner Heimat die Haare der Einwohner grün werden, sowie für den bekannten Primatenforscher Frans de Waal aus den Niederlanden, der gemeinsam mit einer Kollegin entdeckt hat, dass Schimpansen vertraute Artgenossen anhand von Fotos erkennen, die deren Hintern zeigen. Zwei Franzosen erhielten den Ig-Nobelpreis für Medizin für ihre wichtige Arbeit darüber, wie Ärzte vermeiden können, dass Patienten bei einer Dickdarmspiegelung explodieren.

Der Literatur-Ig-Nobelpreis ging eine US-Behörde: Das US Government General Accountability Office wurde ausgezeichnet für einen Bericht über Berichte über Berichte, der empfiehlt, einen Bericht über den Bericht über Berichte über Berichte anzufertigen. Wie dringend dies notwendig ist, geht schon aus dem Titel hervor: "Actions Needed to Evaluate the Impact of Efforts to Estimate Costs of Reports and Studies".

Einen Preis erhielten außerdem Rouslan Krechetnikov und Hans Meyer von der University of California in Santa Barbara für ihre Forschung zur Dynamik von Flüssigkeiten: Sie hatten untersucht, wie man vermeiden kann, dass der Kaffee beim Gehen aus der Tasse schwappt. Wie renommiert der Preis ist, belegt sicher auch die Bereitschaft von Nobelpreisträgern - ohne Ig -, den Gewinnern die Auszeichnung persönlich zu überreichen. Eric Maskin von der Princeton University in New Jersey, Träger des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften 2007, war zudem der Preis beim "Win-a-Date-With-a-Nobel-Laureate"-Wettbewerb.

Zum Festakt gehörte auch eine Mini-Oper in vier Akten zum Themenmotto der 22. Veranstaltung, "Das Universum", mit dem Titel "Der intelligente Designer und das Universum". Darüber hinaus ließen die hohen Gelehrten wieder Hunderte Papierflieger fliegen.

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