Ideen für die Klimawende:Hundefraß und Pflanzenklappen

Im Kampf gegen den Klimawandel entstehen auch erstaunliche Ideen. Doch sind die Vorschläge tatsächlich so bizarr? Stimmen Sie ab!

Berit Uhlmann

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Im Kampf gegen den Klimawandel entstehen mitunter Ideen, die kurios wirken. Aber vielleicht sind weniger die Vorschläge bizarr als die Art, wie wir heute mit der Erde umgehen. Helfen Sie uns, das zu entscheiden und stimmen Sie ab.

Miettanne

Zumindest die Organisatoren des Klimagipfels in Kopenhagen meinten es ernst. Zu erkennen war dies beispielsweise an dem Fakt, dass ein Weihnachtsbaum auf dem Gipfel im Demzember tabu war. Die Veranstalter lehnten es strikt ab, am Tagungsort Nordmanntannen aufzustellen und begründen ihren Purismus damit, dass das Mammuttreffen CO2-neutral bleiben soll.

Vielleicht kannten die Dänen ja das Konzept der Miet-Christbäume nicht, das ab dem vergangenen Jahr in Kanada erprobt wurde. Für etwa 100 Dollar stellten zwei kanadische Firmen Mietern einen Weihnachtsbaum im Topf vor die Tür - und holten ihn nach drei Wochen wieder ab. Die Tannen sollen dann entweder Umweltgruppen für Wiederaufforstungsprojekte übergeben werden oder in einer Baumschule bis zum kommenden Weihnachtsfest gepflegt werden. Wer will, kann jedes Jahr denselben Baum mieten - solange er ins Wohnzimmer passt.

Auch wenn die Weihnachtsbäume nicht den größten Anteil an dieser Entwicklung haben: Die Abholzung der Wälder hat weltweit enorme Ausmaße erreicht. In jeder Sekunde werden mehr als 4000 Quadratmeter Waldfläche gerodet. Damit büßt die Erde immer schneller ihre Fähigkeit ein, das klimaschädliche Kohlendioxid zu speichern.

Können die Miettannen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten?

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Herz für misshandelte Pflanzen

Der Raubbau, den die Menschen an der Vegetation betreiben, haben auch Künstler aus dem Münsterland bewogen, die weltweit erste Pflanzenklappe aufzustellen. Der Verein "botanoadopt" nimmt "vernachlässigte und misshandelte Pflanzen" auf und vermittelt sie an "Adoptiveltern".

"In Zeiten des Artensterbens darf es nicht länger gängige Praxis sein, Pflanzen wie einen Artikel des Dekorationsbedarfs zu behandeln und nach Belieben wegzuwerfen", begründet der Verein sein Engagement für die ungeliebten Blumentöpfe.

Nachahmenswert?

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Höhenflüge

Die nepalesische Regierung nahm es auf sich, mit einer spektakulären und durchaus gefährlichen Aktion auf die Folgen des Klimawandels hinzuweisen. Begleitet von Ärzten tagte das Kabinett im Himalaya auf 5262 Metern Höhe, um dort über die Rede, die der Regierungschef auf dem UN-Klimagipfel in Kopenhagen halten will, abzustimmen. Mindestens ein Minister litt unter akuter Höhenkrankheit.

Die Sitzung sollte daran erinnern, dass die Gletscher des Gebirges abschmelzen. Würden große Teile der Gletscher verschwinden, hätte dies verheerende Folgen für die Wasserversorgung der angrenzenden Regionen.

Eine ähnliche Aktion hatte die Regierung der Malediven im Oktober unternommen, als sie unter Wasser tagte, um zu versinnbildlichen, dass der Inselstaat durch den steigenden Meeresspiegel akut bedroht ist.

Beeindrucken Sie derartige Projekte?

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Hexenjagden im Blick

Einen anderen Weg, auf die drohenden Auswirkungen des Klimawandels hinzuweisen, wählte ein Wissenschaftler aus Berkley, indem er der Welt eine eher bizarre Folge der Erderwärmung vor Augen führt: Mit dem Klimawandel werden die Hexenverfolgungen zunehmen.

Wenn in Tansania Regen ausbleibt oder sintflutartig vom Himmel stürzt - führt der Wirtschaftswissenschaftler Edward Miguel aus -, werden ältere Frauen nicht selten der Hexerei bezichtigt und getötet. In Jahren mit ungewöhnlichen Wetterphänomen explodierten die Tötungen förmlich. Da der Klimawandel aller Wahrscheinlichkeit nach mehr Dürren oder Unwetter verursachen wird, müsse mit einer deutlich höheren Zahl von Hexenjagden gerechnet werden, warnt der Wissenschaftler.

Andere Forscher vermuteten bereits, dass auch die Hexenverbrennungen in Europa seinerzeit von Klimaschwankungen beeinflusst gewesen sein könnten.

Rütteln solche Fakten auf?

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"Time to eat the Dog"

Mit einem rabiat betitelten Buch machen derzeit zwei neuseeländische Autoren auf ein unterschätztes Klimaproblem aufmerksam: "Time to eat the Dog" stellt klar, dass ein mittelgroßer Hund die Umwelt stärker als ein Geländewagen belaste. Die Klimabilanz von Katzen sei auch nicht wesentlich besser. Beide Tierarten verbrauchten viel Fleisch und würden damit zu Klimafeinden. Die Autoren fordern nun, wer sich ein größeres Haustier leiste, sollte daher ausgleichend zum Vegetarier werden oder auf den Zweitwagen verzichten.

Ein sinnvoller Appell?

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Milliardenfaktor

Einen weiteren oft vernachlässigten Klimafaktor brachten britische Ärzte ins Gespräch: Sich mit deutlichem Übergewicht zu bewegen, sei "wie mit einem Spritschlucker herumzufahren", schrieben sie. Denn dicke Menschen benötigen mehr Nahrung; deren Herstellung und Transport setzt aber viel CO2 frei. Auch benutzen sie häufiger das Auto, statt zu Fuß zu gehen. Weltweit, so schätzen die Mediziner, bewirkt Übergewicht einen zusätzlichen CO2-Ausstoß von einer Milliarde Tonnen und sollte daher auch unter Klimagesichtspunkten bekämpft werden.

Unterstützen Sie die Forderung?

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Gründonnerstag in Gent

Die Rinderzucht mit ihren millionenfachen methanausstoßenden Rülpsern ist einer der großen Klimakiller. Die belgische Stadt Gent will etwas dagegen unternehmen und erklärte sich zur "vegetarischen Hauptstadt Europas". Die 240.000 Einwohner sollen jeden Donnerstag auf Fleisch verzichten. In allen Schulen und städtischen Einrichtungen wird an diesem Tag vegetarisch gegessen. Etliche Restaurants machen mit, denn ohnehin hat der Ort nach Angaben der Stadtväter die europaweit höchste Pro-Kopf-Dichte an vegetarischen Gaststätten.

Der belgische Vegetarierbund hat errechnet: Wenn alle Genter ein Jahr lang an einem Tag in der Woche auf Fleisch verzichten, dann hat das für das Klima den gleichen Effekt wie wenn 20.000 Leute kein Auto fahren.

Sollte es mehr derartige Städte geben?

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Stiche für die Artenvielfalt

Das Artensterben hat eine ganze Reihe von Ursachen, die Erderwärmung aber würde es unglaublich beschleunigen. Bei einem Temperaturplus von drei bis vier Grad würde jede zweite Spezies aussterben. Ein britisches Projekt will das Artensterben augenfällig machen: Es tätowierte 100 Freiwilligen je einen Vertreter einer gefährdeten einheimischen Art auf die Haut.

Die Teilnehmer des "ExtInked project" wurden unter Hunderten Bewerbern ausgewählt. Sie alle hätten den Angaben zufolge dafür geschwärmt, ihr Leben lang ihre Haut für die Artenvielfalt zu Markte tragen.

Beeindruckend?

Foto: Ultimate Holding Company

(sueddeutsche.de/bgr)

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