Hormonpräparate:Brustkrebs abgesetzt

Weniger Hormone in den Wechseljahren - weniger Tumore: Kanadische Wissenschaftler bestätigen den Verdacht, dass Hormongaben in den Wechseljahren mehr schaden als nutzen.

Werner Bartens

Als 2002 eine umfangreiche amerikanische Untersuchung zeigte, dass die Hormongabe in den Wechseljahren mehr schaden als nutzen könnte, reagierten viele Gynäkologen und vor allem ihre Berufsverbände empört.

Brustkrebsvorsorge

Parallel zum Rückgang von Hormonpräparaten kam es in den Jahren 2002 bis 2004 zu einer Abnahme von Brustkrebserkrankungen bei kanadischen Frauen. Die Häufigkeit von Mammographien im Untersuchungszeitraum war gleichgeblieben.

(Foto: AP)

Die sogenannte WHI-Studie an 16.000 Frauen hatte gezeigt, dass Frauen, die Hormone gegen ihre Beschwerden einnahmen, häufiger Infarkte, Thrombosen, Schlaganfälle und Brustkrebs bekamen als Frauen in jener Vergleichsgruppe, die ein Scheinpräparat schluckten.

Der Unterschied war so auffällig, dass die Untersuchung vorzeitig abgebrochen werden musste. Die Million-Women-Studie aus Großbritannien bekräftigte die Risiken wenig später.

Nach den Aufsehen erregenden Befunden setzten viele Frauen weltweit die Präparate ab. Nun belegen verschiedene Untersuchungen, dass zeitgleich mit dem Rückgang der Hormoneinnahme in den Jahren nach 2002 Frauen auch seltener an Brustkrebs erkrankt sind.

Im Journal of the National Cancer Institute vom heutigen Freitag zeigen Krebsexperten aus Toronto, wie parallel die Entwicklung in Kanada verlief (Bd.102, S.1, 2010).

Zwischen 2002 und 2004 nahmen 12,7 Prozent weniger Frauen Hormonpräparate ein. Im gleichen Zeitraum erkrankten dort 9,6 Prozent weniger Frauen an Tumoren der Brust. "Die wahrscheinlichste Erklärung für den Rückgang ist der Rückgang der Hormontherapie", schreiben die Autoren.

Einen kausalen Zusammenhang können die Forscher der kanadischen Krebsgesellschaft mit ihrer Studie nicht herstellen. Andere Ursachen haben sie versucht auszuschließen, so ist etwa die Häufigkeit von Mammographien im Untersuchungszeitraum gleichgeblieben.

Für die USA hatten Forscher im Dezember 2006 bereits einen Rückgang der Brustkrebsfälle um etwa sieben Prozent gezeigt, seit die Hormoneinnahme in die Kritik geriet. In Großbritannien ging die Anzahl der Tumore seit 2002 ebenfalls zurück. In Deutschland zeigen Erhebungen der regionalen Krebsregister in Saarland und Schleswig-Holstein, dass dort etwa neun Prozent weniger Frauen an Brustkrebs erkrankten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: