H1N1:Schweinegrippe und kein Entkommen?

In die Verunsicherung über die Schweinegrippe-Impfung mischen sich immer neue Meldungen über Erkrankungen. Österreich hat einen ersten Todesfall, Tennisspieler Haas ist infiziert.

In Österreich gibt es den ersten Schweinegrippe-Todesfall. Ein mit dem Virus A (H1N1) infiziertes Mädchen aus Bozen in Südtirol sei gestorben, teilten am Montagabend die behandelnden Ärzte in Innsbruck mit. Die Elfjährige war am 23. Oktober in die Kinderklinik in Innsbruck eingeliefert worden. Zuvor war sie mit Grippesymptomen zum Hausarzt gegangen.

In der Türkei hat sich die Zahl der Todesopfer binnen eines Tages auf neun Menschen mehr als verdoppelt. Offiziell seien bisher etwa 1800 Menschen erkrankt, berichteten türkische Medien unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden. Die Dunkelziffer könne deutlich höher sein.

Tennis-Star Tommy Haas ist offenbar ebenfalls an Schweinegrippe erkrankt. Bild.de zitiert den 31 Jahre alten Sportler mit den Worten: "Ich habe einen Test gemacht, weil ich vermutet habe, dass ich Schweinegrippe habe. Der Test war positiv. Es war natürlich ein Schock für mich." Inzwischen sei er wieder etwas beruhigter, weil er wisse, dass man die Grippe relativ schnell besiegen könne, wenn man in einem körperlich guten Zustand sei.

Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk bat unterdessen die EU um Hilfe für die Ukraine bei der Bekämpfung der Schweinegrippe-Epidemie. In Briefen an Kommissionspräsident José Manuel Barroso und die schwedische EU-Präsidentschaft schlug Tusk vor, "dringend" die Bedürfnisse des Landes zu ermitteln und medizinische Unterstützung zu leisten. Die Situation in der Ukraine sei eine "Herausforderung von grenzüberschreitender Dimension", schrieb Tusk nach Angaben des Pressebüros der polnischen Regierung. Die genaue Zahl der Schweinegrippe-Opfer in der Ukraine ist allerdings unklar. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums starben bis Montag 67 Menschen an Grippe und schweren Atemwegserkrankungen, 225.000 Einwohner erkrankten, 15.000 von ihnen liegen im Krankenhaus.

Der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, rät aus "bevölkerungsmedizinischen Gründen" zur Impfung gegen die Schweinegrippe. Der Thüringer Allgemeinen sagte Montgomery: "Unsere Chance, eine Viruserkrankung auszurotten, liegt darin, das Virus gar nicht zur Ausbreitung kommen zu lassen. Deshalb ist es sozialmedizinisch richtig, möglichst viele Menschen zu impfen".

Er selbst habe sich am Montag impfen lassen. Dieses sozialmedizinische Argument gelte vor allem für Menschen, die in Sektoren arbeiteten, in denen sie viele andere anstecken könnten. Dennoch sei die Impfentscheidung eine individuelle, eine Impfpflicht lehnt Montgomery ab. "Wir kennen außer der Tetanus-Impfung bei der Bundeswehr keine Impfpflicht. Ich bin kein Freund davon, das führt zu ideologischen Debatten." Patienten aufzuklären sei immer besser, als sie zu etwas zu zwingen.

Deutschland hat die befürchtete zweite Welle der Schweinegrippe nach Einschätzung von Experten erfasst. Die Zahl der wöchentlichen Neuerkrankungen schnellte zuletzt von 1860 auf 3075 nach oben, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Montag in Berlin mitteilte. Insgesamt wurden demnach hierzulande bislang 29.907 Fälle der neuen Grippe registriert. Es werden auch mehr Todesfälle erwartet, bisher wurden sechs mit dem Erreger H1N1 in Verbindung gebracht.

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