Hitzewelle:Extremjahr 2003 - das war der Sommer des Jahrhunderts

Folgen des Klimawandels - Trockenheit

Aufgerissene Erde im ausgetrockneten Rheinufer bei Düsseldorf, Mitte Juli 2003

(Foto: dpa)

Die Hitzewelle von damals zählt zu den schwersten Naturkatastrophen Europas. In von der SZ untersuchten Wetterdaten sticht das Extremjahr besonders hervor.

Von Marlene Weiß und Christoph Behrens

Dass der Klimawandel längst in Deutschland angekommen ist, zeigt sich ziemlich eindeutig an den Temperatur-Mittelwerten der vergangenen Jahre: Es ist eine einzige Aufstellung von Rekorden. Unter den zehn wärmsten je in Deutschland gemessenen Jahren sind acht aus dem 21. Jahrhundert; auf das wärmste je gemessene Jahr 2014 folgte 2015 das zweitwärmste. Die mittleren Sommertemperaturen erreichten dagegen kaum Rekorde. Das liegt auch daran, dass die Sommertemperaturen stärker schwanken, auch früher gab es immer wieder mal sehr warme Sommer. Zum Beispiel den extrem heißen, trockenen "Steppensommer" des Jahres 1947.

Wirklich ungewöhnlich war aber der Sommer des Jahres 2003. 3,4 Grad zu warm war dieser Sommer im Vergleich zum Mittel der Jahre 1961-1990. Mehr als zwei Grad Abweichung schaffte danach erst wieder der Sommer 2015, der 2,2 Grad über dem Vergleichswert lag. In Wetterdaten der vergangenen drei Jahrzehnte, welche die SZ analysiert hat, kann man das Jahr 2003 gut erkennen.

Sommer 2003 in deutschen Städten

Es zeigt sich in der Grafik als nahezu durchgezogene Linie von warmen und sonnigen Tagen. 72 Sommertage mit Temperaturen über 25 Grad waren es im Jahr 2003 in München, im gesamten August gab es nur vier kühlere Tage. Zum Vergleich: Der eher durchwachsene Sommer 2005 brachte es insgesamt nur auf 29 warme Tage, sechs Hitzewochen weniger.

Bis heute gilt der Sommer 2003 als eine der schwersten Naturkatastrophen Europas der vergangenen hundert Jahre. In Deutschland kostete die Hitzewelle wohl Tausende Personen das Leben, vor allem wegen Lungenversagen. Die Anzahl der Sommertage lag in vielen Regionen um mehr als 30 Tage über dem Normalwert. Auch die Zahl der Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt, war enorm: In Teilen von Rheinland-Pfalz zählte man mehr als zehn solcher Nächte, zwischen 1961 und 1990 gab es dort im Schnitt eine solche Nacht im Jahr.

Hitzewelle: Mittlere Zahl der Tropennächte im Zeitraum 1961 - 1990 (links), Zahl der Tropennächte 2003 (rechts)

Mittlere Zahl der Tropennächte im Zeitraum 1961 - 1990 (links), Zahl der Tropennächte 2003 (rechts)

(Foto: Deutscher Klimaatlas / DWD)

Generell gilt jedoch: Rekordwarme Jahre entstehen nicht im Sommer, sondern in Frühling, Herbst und Winter; in der kühleren Jahreszeit ist die Bandbreite größer. In einem Dezember wie 2015 beispielsweise, als bis kurz vor Weihnachten sommerliches Wetter herrschte; ihm verdankt das Jahr seinen zweiten Platz in der deutschen Wärmestatistik. Darum zeigen sich die teils sehr hohen Durchschnittstemperaturen der vergangenen Jahre kaum an der Sommerhitze. Fast sechs Grad wärmer als im Mittel der Referenzperiode 1961-1990 war der Dezember 2015. Man mag sich nicht ausmalen, wie sich ein Juli oder August anfühlt, der sechs Grad wärmer ist als die Norm. Sollte der Klimawandel ungebremst fortschreiten, wird es jedoch auch solche Sommer geben.

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