Hirnforschung:Elektrische Nachhilfe

Schläge können offenbar das Denkvermögen erhöhen - jedenfalls wenn es sich um leichte Stromschläge handelt. Die Transkranielle Gleichstromstimulation steigert die mathematischen Fähigkeiten.

Christian Weber

Dass leichte Schläge auf den Hinterkopf das Denkvermögen erhöhen, gehört zu den fragwürdigen Annahmen einer gestrigen Pädagogik.

Neuronen

Eine Stimulation des Gehirns mit schwachem Gleichstrom scheint die mathematischen Fähigkeiten von durchschnittlich begabten Versuchsteilnehmern zu steigern.

(Foto: krank, Krankheit, Symptome, unte)

Besser hingegen scheint sich schwacher Gleichstrom zu eignen: Wie ein Forscherteam um Roi Cohen Kadosh von der University of Oxford im Fachmagazin Current Biology (online) berichtet, gelang es ihm mit Hilfe der sogenannten Transkraniellen Gleichstromstimulation (TDCS), die mathematischen Fähigkeiten von durchschnittlich begabten Versuchsteilnehmern zu steigern: Sie konnten besser Zahlen lernen und zueinander in Beziehung setzen.

Die TDCS ist eine Form der Hirnstimulation, bei der Elektroden an der Kopfhaut angelegt werden und über einen bestimmte Zeitraum die Aktivität von Hirnzellen hemmen oder aktivieren. Schon seit längerem wird diese Methode genutzt, um etwa Patienten mit neurologischen Störungen nach Schlaganfällen zu behandeln.

In der neuen Studie stimulierten die Forscher mit der TDCS Regionen im Scheitellappen des Vorderhirns, die für das numerische Verständnis wichtig sind. Diese Areale wurden bei den Probanden sechs Tage lang jeweils rund zwei Stunden lang unter Strom gesetzt, während sie verschiedene Lernaufgaben durchführen mussten.

Es zeigte sich, dass die so Behandelten noch bis zu sechs Monate später besser lernen konnten als zuvor. "Ich möchte dennoch niemanden empfehlen, sich selbst Elektroschocks zu verabreichen", warnt Studienautor Kadosh. Dennoch glaube er, dass TDCS sich zur Behandlung von Störungen wie Dyskalkulie eignen könnte.

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