Hirnforschung:Der dritte Arm

Mit einem einfachen Trick kann Menschen das Gefühl vermittelt werden, sie hätten einen dritten Arm. Der Verstand hat dabei offenbar wenig zu melden.

Christian Weber

In einem Experiment haben schwedische Neurowissenschaftler gezeigt, wie leicht sich die Körperwahrnehmung von Menschen überlisten lässt: Wie ein Forscherteam um Arvid Guterstam vom Karolinska Institut in Stockholm im Fachmagazin PLoS ONE (Bd.6, S. e17208, 2011) berichtet, gewannen in einer Studie 154 Versuchsteilnehmer den Eindruck, sie besäßen einen dritten Arm.

Das Gehirn der Versuchsteilnehmer in diesem Experiment tut sich schwer, zu entscheiden, welche der beiden Hände künstlich ist, und welche zum Körper gehört. (Foto: Plos One)

Für das Experiment legten die Probanden ihren rechten Arm auf eine Tischplatte, daneben positionierten die Forscher einen täuschend echt aussehenden Prothesenarm aus Gummi. Mit einem Tuch deckten sie beide Arme bis auf die Hände ab.

Dann streichelte der Versuchsleiter die echte und die künstliche Hand möglichst simultan mit einem kleinem Pinsel an exakt der gleichen Stelle des Zeige- und des Mittelfingers - mit bizarren Folgen: Das Gehirn tat sich schwer, zu entscheiden, welche der beiden Hände wohl zum Körper gehört.

"Wir fanden heraus, dass das Gehirn diesen Konflikt überraschenderweise so löst, dass es beide Hände als Teil des Körperbildes annimmt", sagt Guterstam. Die Probanden berichteten über das Gefühl, plötzlich über einen dritten Arm zu verfügen - das rationale Bewusstsein hatte dabei offenbar wenig Mitsprache.

Als die Forscher sowohl die echte als auch die künstliche Hand mit einem Küchenmesser bedrohten, zeigten die Studienteilnehmer die gleichen unbewussten, körperlich messbaren Stressreaktionen.

© SZ vom 25.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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