Hirnforscher im Filmwettbewerb:Das Wissen ist irgendwo da draußen

Wenn Hirnforscher einem Laien erklären sollen, was sie eigentlich tun, bekommen beide schnell Probleme. Denn wer weiß schon, was Präfrontallobus, Spike-Waves, Natriumionenkanäle oder funktionelle Magnetresonanztomografie sind. Es geht aber auch ganz anders. Das zeigen die Beiträge des Filmwettbewerbs der Bernstein-Konferenz 2012.

Hirnforscher beschäftigen sich nicht nur mit den Fragen nach den Funktionen unseres Gehirns oder mit der Suche nach den Ursachen von Störungen und Krankheiten. Viele von ihnen denken auch darüber nach, welche Bedeutung ihre Erkenntnisse für die Menschen und die Gesellschaft haben können und wie man Laien die wissenschaftlichen Ergebnisse verständlich machen kann. Andere wieder setzen sich kritisch damit auseinander, auf welche Weise sie selbst das Gehirn erforschen.

"Phi" von Guillaume Dumas (CRICM, Paris) und Luc Halard (Fotograf, Paris).

Zur internationalen Hirnforscher-Konferenz des Bernstein Netzwerks Computational Neurosciences in München waren Wissenschaftler und Künstler aufgerufen, Themen aus diesem Forschungsgebiet in einem Kurzfilm allgemeinverständlich darzustellen. Sechs Filme nahmen am zweiten "Neurovision Film Contest" teil, in dessen Rahmen Preise für den kreativsten und den informativsten Umgang mit der Hirnforschung vergeben wurden. Wir stellen fünf der Filme, darunter die beiden Sieger, vor. Eines ist klar - es sind ungewöhnliche Filme, die vermutlich kaum den Vorstelllungen entsprechen, die wir uns gemeinhin von der Arbeit der Hirnforscher machen.

Sieger in der Kategorie "Kreativer Umgang" und zugleich Gewinner des Publikumspreises wurde "Phi" von Guillaume Dumas (CRICM, Paris) und Luc Halard (Fotograf, Paris). Der Film hat einen direkten Bezug zur Forschung von Dumas. Beeindruckt zeigte sich die Jury nicht zuletzt davon, wie die Filmemacher aus Werken bekannter Regisseure wie Ingmar Bergman, Darren Aronofsky und Chris Marker zitierten.

Assoziationen

Ganz knapp den ersten Platz in der Kategorie "Kreativer Umgang" verfehlte "Decisiones" von Javier Martinez und Pablo Tain.

Zu sehen ist der Film auf der Plattform vimeo.

Der Film der Spanier beschreibt, wie das Gehirn während eines Entscheidungsprozesses unter dem Einfluss einer Flut von positiven und negativen, bedeutungsvollen und nur ästhetischen Assoziationen abwägt.

In absoluter Finsternis

Den ersten Platz in der Kategorie "Wissensvermittllung" erhielt "Vision impossible?" von Anna Stöckl (Ludwig-Maximilians-Universität München).

Der Parodie auf die US-Serie "Akte X - die unheimlichen Fälle des FBI" gelingt es der Jury zufolge nicht nur zu unterhalten.

Sie erklärt auch verständlich ein auf den ersten Blick mysteriöses Phänomen: Wieso können Tiere im Dunkeln so gut sehen?

Schließlich führt die Erkenntnis sogar zu einer technischen Weiterentwicklung - doch am Ende bleibt es eine Tatsache: Wir wissen noch lange nicht alles.

Das Böse

Nur ganz knapp auf Platz zwei in der Kategore "Wissensvermittlung": "Binaural Beats" von Felix Albrecht.

Als Kurzkrimi angelegt erklärt der Film nicht nur das Phänomen dieser akustischen Täuschung.

Er deutet darüber hinaus an, dass sich wissenschaftliche Erkenntnisse nicht nur für ethisch einwandfreie Zwecke nutzen lassen, sondern auch Interesse bei den falschen Leuten wecken können.

Blicke ins Gehirn

Die technischen Möglichkeiten, Strukturen und Verbindungen im Gehirn darzustellen und zu untersuchen, demonstriert Allen Chuang in seinem Film "Functionall Connectomics" auf eindrucksvolle Weise.

Der Film erhielt in München keinen Preis, ist aber trotzdem absolut sehenswert.

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